Bailer, Philipp

 

Dienstgrad :      Unteroffizier

Nationalität :    deutsch

 

Geburtsdatum : 15.8.1921

Geburtsort :      Steinhilben

 

Todesdatum :    6.6.1945, 2:00 Uhr

Todesort :         Idstein, Reservelazarett I

Todesursache :  Blinddarmentzündung

 

Bailer

Eintrag des Sterbefalls im Standesamt:    StA Idstein, Nr. 163/1945

 

Lage auf dem Friedhof in

Block : 13                        Reihe : 1                         Grab : 20

 

Letzte Einheit : Lehrstab 4

 

Kontakt zu Angehörigen vorhanden

 

 

Philipp Bailer wurde am 8.6.1945 katholisch beerdigt. Als Beruf wurde im Sterberegister „Landwirtschaftlicher Praktikant“ angegeben. Letzter Wohnort war Deutscheinsiedel bei Freiberg in Sachsen.

 

Seine Eltern waren Pankraz Bailer und Rosina, geb. Geiselhardt, Steinhilben.

 

Philipp Bailer hatte wegen der großen Arbeitslosigkeit in den 30-er Jahren keinen Beruf gelernt. Er hat sich im Frühjahr 1939 freiwillig zum Arbeitsdienst gemeldet und ist dann im April 1939 eingerückt.

 

Im Anschluss an den Arbeitsdienst hat er sich freiwillig zum Polenfeldzug gemeldet. Als Soldat kam er zu den Pionieren und war am Anfang Bursche beim Kompaniechef. Dabei hatte er zwei Pferde zu betreuen und durfte selbst auch reiten. Das hat ihm sehr gefallen. Im weiteren Kriegsverlauf war er dann überwiegend in Russland im Einsatz. Mehrmals war er auf Heimaturlaub zu Hause. Dabei hat er seinen beiden jüngeren Brüdern Josef (geb. 24.2.1924) und Karl (geb. 17.2.1925) immer wieder gesagt, sie sollen sich ja nicht freiwillig melden.

 

Beide wurden dann 1942 bzw. 1943 eingezogen. Im April 1944 wurde Karl in Welikije Luki/Suchowarino als vermisst gemeldet. Josef gilt seit August 1944 vermisst – wo, ist nicht bekannt.

 

Philipp wurde im September 1944 in Russland an der Schulter schwer verletzt und kam mit einem Schiff über die Ostsee zurück. In Deutscheinsiedel im Erzgebirge wurde er in ein Lazarett eingeliefert. Dort lernte er Dora Ella Gößel kennen, die er am 10.3.1945 heiratete.

 

Nach der Entlassung aus dem Lazarett war Philipp Bailer in Deutscheinsiedel als Ausbilder stationiert. Wahrscheinlich wurde er im April 1945 nach Zeitz (Thüringen) versetzt, wo er in Gefangenschaft geriet und in ein Lager in Bad Kreuznach gebracht wurde.

 

Am 19.10.1945 kam sein Sohn zur Welt – ein Sohn, der den Vater nie kannte.

 

Am Jahresende 1945 erhielt Philipps Familie die Nachricht, dass er am 6.6.1945 in Idstein verstorben ist. Anfang 1946 fuhr sein Vater Pankratz mit der Bahn nach Idstein und hat das Grab besucht. Bei diesem Besuch hat er sich mit dem damaligen Friedhofswärter unterhalten. Dieser sagte ihn, dass Philipp mit anderen Kriegsgefangenen einige Tage vor seinem Tod auf einem Lastwagen vom Gefangenenlager Bretzenheim bei Bad Kreuznach nach Idstein gebracht worden sei. Bei ihrer Ankunft waren die jungen Männer total abgemagert und so schwach, dass sie nicht mehr selbst vom LKW absteigen konnten, sondern heruntergehoben werden mussten.

 

Philipps jüngster Bruder (geb. 24.5.1930) schreibt dazu in einem Brief vom 14.10.2009:

„Als Todesursache war eine Blinddarmentzündung angegeben. Die Wahrheit ist jedoch, dass sie im Gefangenenlager total ausgehungert wurden und verhungert sind.“ Das Gefangenenlager in Brezenheim ist auch bekannt als „Feld des Jammers“.

 

Sein Brief schließt: „Der Tod meiner Brüder ist mir 1945 nach Kriegsende nicht richtig bewusst geworden. Erst später kam mir der Verlust von drei Brüdern in diesem sinnlosen Krieg zum Bewusstsein und ich bin heute ein absoluter Kriegs- und Rüstungsgegner.“

 

Philipps Sohn wuchs in der DDR auf und konnte erst nach dem Fall der Mauer das Grab des Vaters besuchen und dort trauern.

 

 

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