Giessen, Ewald
Dienstgrad : Kanonier
(Strafgefangener) Nationalität : deutsch Geburtsdatum : 9.6.1909 Geburtsort : Wesel/Rees Todesdatum : 14.3.1945, 20:30 Uhr Todesort : Hilgenroth Todesursache : plötzlicher
Herzstillstand (auf der Flucht erschossen) |
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Eintrag des Sterbefalls im Standesamt: StA Dickschied, Nr. 5/1945
Lage auf dem Friedhof in
Block : 13 Reihe
: 5 Grab : 108
Letzte Einheit : Feldstrafgefangenenabt.
9 / 4.Komp.
Umgebettet am 19.4.1956 aus Hilgenroth.
Im Februar/März 1945 wurde eine Abteilung der Feldstrafgefangenen in Hilgenroth in den Scheunen der Familien Debus und Spriestersbach untergebracht. Insgesamt waren es ca. 100 Personen, die gleichmäßig aufgeteilt wurden. Die Bewachung erfolgte von einer Wachmannschaft (6 – 7 Personen). Wahrscheinlich wurden Sie auf Grund der näher rückenden Front in diese abgelegene Gegend verbracht. Die Gefangenen wurden ausschließlich für das ausheben von Schützengräben und –löchern verwendet. Ein Umgang mit der Bevölkerung war ihnen verboten. Trotzdem gibt es Berichte von Gesprächen mit den Strafgefangenen. Einer sei beispielsweise auf Wachposten eingeschlafen und deshalb verurteilt und gefangen gehalten worden. Ewald Giessen zerriss in Hilgenroth eine Flagge der Nationalsozialisten und hatte sich auch gegen die Wachmannschaft aufgelehnt. Er ließ sich selbst durch Drohungen mit Erschießen nicht beeindrucken. Weshalb er zur Feldstrafgefangenenabteilung kam, ist nicht bekannt.
Aus der Scheune Debus waren zwei Gefangene entflohen. Die Eigentümer der Scheune wurden vernommen und es fand eine Untersuchung statt, ob hier Fluchthilfe vorliege. Es konnte aber nichts festgestellt werden.
Aus der Scheune Spriestersbach waren wohl schon vorher Gefangene ausgebrochen, um sich Nahrungsmittel zu erbetteln. Am 14.3.1945 versuchten wieder zwei Personen, sich aus der Scheune zu schleichen, um zu flüchten oder wieder auf Bettelgang zu gehen. Die Wachmannschaft hatte aber etwas mitbekommen und sich auf die Lauer gelegt. Als die beiden Flüchtlinge aus der Scheune krochen, wurden sie erschossen. Der Schütze war wie Ewald Giessen aus Wesel. Der Schütze war nach seinem Schuss sehr betroffen und saß weinend in der Küche der Familie Spriestersbach. Er jammerte, dass er doch keine Wahl gehabt hätte, da seine Vorgesetzten ihn beobachtet hätten und er deshalb schießen musste.
Ewald Giessen wurde am 15.3.1945 in Hilgenroth in einer Ecke des Friedhofs abseits von den anderen Toten beerdigt. Die Bretter für den Sarg wurden aus dem Besitz der Familie Spriestersbach requiriert. Ewald Giessen wurde ohne Pfarrer beerdigt. Seine Kameraden mussten das Grab ausheben und dann wurde er beerdigt. Wer der zweite Tote war und was aus seiner Leiche wurde, ist bislang nicht bekannt. Allerdings war er nicht sofort tot, sondern wurde mit einem Bauchschuss nach Bad Schwalbach ins Lazarett gebracht, wo er wenig später ebenfalls verstarb.
Kurz danach zogen die Strafgefangenen mit ihren Bewachern wieder ab. Insgesamt waren sie ca. drei Wochen in Hilgenroth.
Der Tod von Ewald Giessen wurde
durch Lt. Winkler angezeigt. Laut Kriegsgrabmeldung von 1956 informierte
Bürgermeister Debus die Angehörigen. Der erwähnte Bürgermeister Debus wurde jedoch erst nach dem
Krieg, als die Amerikaner bereits da waren, Bürgermeister. Während des Krieges
hieß der Bürgermeister Echternach. Somit ist davon auszugehen, dass die
Angehörigen erst nach Einmarsch der Amerikaner informiert wurden. Weiterhin
heißt es in der Kriegsgrabmeldung: „Soweit bekannt, besuchten die Angehörigen
bislang nicht die Grabstätte.“
Ewald Giessen ist
aufgeführt unter den Gefallenen des Krieges der Gemeinde Hilgenroth
auf der Gedenktafel des Denkmales auf dem Hilgenrother
Friedhof.
Ewald Giessen war verheiratet mit Gertrud Giessen,
zuletzt wohnhaft Festung Dömitz/Mecklenburg.
Sein Vater war Hermann Giessen aus Wesel.
Folgender militärischer
Werdegang konnte ermittelt werden:
·
laut Meldung vom 16.7.1941 und 15.5.1942:
1./schwere Artillerie-Ersatz-Abteilung 48, Güstrow i.M.,
zur 13./Pferde-Marschstaffel II
·
ab 30.5.1942 und am 23.6.1942:
5./Fahrkolonne 195
·
ab 24.6.1942 und am 30.4.1943:
Nachschub-Kompanie 195
·
ab 1.5.1943 und am 3.1.1944:
6./Artillerie-Regiment 195 zur leichten Artillerie-Ersatz-Abteilung 211,
Lingen/Ems
·
ab 9.12.1944:
Feldstrafgefangenenabteilung 9 von Wehrmachtsgefängnis Germersheim.
Dienstgrad war laut
Meldung vom 16.7.1941 (kein Beförderungsdatum) „Kanonier“.