Leithold, Otto Gerhard

 

Dienstgrad :      Gefreiter Unteroffiziers-Anwärter

Nationalität :    deutsch

 

Geburtsdatum : 22.1.1924

Geburtsort :      Oettersdorf/Thüringen

 

Todesdatum :    14.12.1944

Todesort :         Idstein, Reservelazarett I

Todesursache :  Gallenblasenentzündung mit anschließend eintretender Herzschwäche

 

Eintrag des Sterbefalls im Standesamt:    StA Schleiz, Nr. 138/1952

 

Lage auf dem Friedhof in

Block : 13                        Reihe : 6                         Grab : 130

 

Letzte Einheit : 4. Kompanie Flieger-Ausbildungs-Regiment 22 (Erkennungsmarke)

 

Umgebettet am 12.1.1956 aus Idstein, X/1.

 

Kontakt zu Angehörigen vorhanden

 

 

Foto des Originalgrabes in Idstein

 

Otto Gerhard Leithold wurde am 19.12.1944 evangelisch beerdigt. Er war von Beruf Maler und ledig. Zuletzt war er wohnhaft in Oettersdorf.

 

Seine Eltern waren der Maurer Hermann Otto Leithold und Frieda Ella, geb. Sachs, aus Oettersdorf. Er hatte noch eine Schwester namens Hildegard, die vier Jahre älter war.

 

Im Kirchenbuch heißt es „am 3. Dez. 1944 bei Geilenkirchen durch Granatsplitter am Oberschenkel verwundet“. Am 10.12.1944 wurde er mit einem Schussbruch des linken Oberschenkels ins Idsteiner Lazarett eingeliefert.

 

Im Standesamtsregister der Stadt Schleitz wird als Togeszeitpunkt der 15. Dezember 1944 um 18:30 Uhr angegeben, als Todesort wird Nagold/Württemberg genannt. Laut den Eintragungen im Kirchenbuch und der Benachrichtigung der Angehörigen durch den Chefarzt des Idsteiner Lazarettes ist davon auszugehen, dass dieser Eintrag falsch ist.

 

Der falschen Eintrag ist aus den vorliegenden Unterlagen eventuell wie folgt zu erklären:

Laut seiner Erkennungsmarke gehörte Gerhard Leithold ursprünglich zum Flieger-Artillerie-Regiment 22 in Nagold. Eventuell ist sein Tod durch die Lazarettleitung am Folgetag auch diesem Regiment in Nagold mitgeteilt worden. Dieses wiederum hat den Todesfall an die Wehrmachts-Auskunftsstelle in Berlin gemeldet, wo dann fälschlicher Weise das Todesdatum "15.12.1944" und der Todesort "Nagold" eingetragen wurden. Nach dem Krieg hat die Wehrmachtsauskunftstelle die Todesdaten an die Standesämter übermittelt – oft erst in den 1950er Jahren. So könnte der falsche Eintrag dann im Standesamtsregister in Schleiz zustande gekommen sein.

 

Von 1931 bis 1938 besuchte Gerhard Leithold die Volksschule in Oettersdorf. Am 28.03.1938 begann er eine Malerlehre in Schleitz, die er am 20.04.1941 mit der Gesellenprüfung abschloss. Er war ein lebenslustiger, humorvoller und zu allerlei Späßen aufgelegter Mensch. Er spielte Akkordeon und fotografierte gerne und viel in seiner Freizeit.

 

Am 24.08.1941 meldete sich Gerhard Leithold zum nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK). Er gehörte dem Sturm 4/43 der NSFK-Gruppe 8 (Mitte) an, der seinen Sitz in Schleitz hatte. Dort flog er den Schulgleiter 38 (SG 38).

 

Am 06.01.1942 meldete er sich beim WBK Rudolstadt freiwillig zur Luftwaffe. In seiner Verpflichtungserklärung strich er den Passus "Verpflichtung auf 12 Jahre". Daher wurde er lediglich als Kriegsfreiwilliger eingeplant. Am 05.03.1942 erhielt er seinen Wehrpass und seinen Annahmeschein.

 

Wahrscheinlich wurde er am 20. Oder 21.03.1942 eingezogen. Er schreibt am 22.03.1942 eine Postkarte an den Vater aus Heiligenhafen/Holstein. Dort hin kam er über Weimar. In Heilgenhafen wurde er eingekleidet und nach Gent/Belgien zum Fliegerregiment 22 verlegt (Feldpostnummer L 11156g). Hier absolvierte er seine Grundausbildung. Aufgrund der Eintragung auf seiner Erkennungsmarke ist davon auszugehen, dass er zur 4. Kompanie Flieger-Ausbildungs-Regiment 22 kam.

 

In einem Brief vom 28.11.1942 schreibt er, dass er nun ein ¾ Jahr dabei sei. Nach 14 Wochen Rekrutenzeit in Gent wurde er für 6 Tage an eine fliegertechnische Schule nach Deutschland versetzt. Dann ging es für 4 Monate an die Kanalküste bei Calais. Bei schönem Wetter könne er die englische Küste sehen, schreibt er. Von dort ging es in die Nähe von St. Omer.

 

Am 10.03.1943 begann er einen Lehrgang zum Flugzeugmaler an der 3./Flg.-Tech.-Schule 3 in München. Am 01.06.1943 schreibt er seiner Mutter, dass er noch zur Flugzeugführerschule möchte. Daraus wird scheinbar nichts. Am 11.06.1943 schreibt er seinen Eltern, dass der Lehrgang bendet ist und er hofft, in Deutschland bleiben zu können. Noch im August schreibt er aus München.

 

Am 17.02.1944 kam er in Stolp (Pommern) an, wo er auch Passfotos hat machen lassen (Postkarte an den Vater). Weiter ging es nach Rippin in Westpreussen.

 

Im März 1944 dann schreibt Gerhard Leithold aus Rippin, ca. 60 km von Thorn (heute Torun, Polen). Noch am 01.08.1944 schreibt er aus Rippin, dass er auf seine Verlegung warte. In Rippin gehört er zur 3./P.A.K. I. Zug.

 

Im August 1944 kommt er endlich zur Flugzeugführerschule A 14 nach Klagenfurt. Hier stellt er am 18.08.1944 sein Testament auf und hinterlegt es beim Feldgericht des Kdr. der 1. Fliegerschuldivision Göppingen, zu der die Flugzeugführerschule gehörte.

 

Aus weiteren Feldpostbriefen ist zu entnehmen, dass er keine Ausbildung zum Flugzeugführer machte.

 

Am 30.10.1944 wurde der Marschbefehl für nachmittags ausgegeben – nach Ruurlo in den Niederlanden (FPNr. 45215b). Was er nicht mitnehmen kann, schickt er nach Hause. Er sendet einen Brief mit und schreibt. „Muss Euch endlich doch sagen, wohin es geht, wenn es für Euch auch nicht erfreulich ist. Für mich jedenfalls schon. Es geht an die Westfront, rauf nach Holland. Das Schlimmste ist, was mir auch nicht passt, muss meine blaue Fliegeruniform ablegen und zu derr schwarzen Panzer-SS-Uniform greifen.“ Er erhielt den neuen Dienstgrad SS-Rottenführer.

 

Am 11.11.1944 schreibt Gerhard Leithold aus Ruulo/Holland an seine Familie: "Wir sind ca. 30 km von der Front entfernt, gerade erst angekommen […] Wir mussten ca. 20 km bis hierhin mit Gepäck marschieren. Immer wieder kommen Tiefflieger. Die Unterkunft ist schlecht. Wir sehen die V2 in Richtung England fliegen". Laut diesem Brief ist er noch weiterhin mit seinen alten Freunden zusammen und gehört zur Nachrichten-Abteilung 10 der 10. SS-Division (Feldpostnummer 45215b).

 

Der letzte Brief stammt vom 26.11.1944. Die Ortsangabe lautet schlicht "Im Westen". Seine Einheit sei an der Front und dort Tag und Nacht den Boden- und Luftangriffen der Engländer ausgesetzt, dazu komme Matschwetter. Jetzt erkenne er, wie beschissen der Krieg eigentlich sei. "Habe immer über Papa gelacht als er vom Krieg erzählt hat. Aber jetzt weiß ich selbst wie es ist – wie man um sein Leben laufen kann."

 

MMit Datum vom 29.11.1944 schickt er eine selbstgefertigte Glückwunschkarte zur Silberhochzeit der Eltern am 06.12.1944.

 

Am 03.12.1944 wird er in der Nähe von Geilenkirchen am Oberschenkel durch einen Granatsplitter verwundet. Noch am 08.12.1944 hebt er in Düsseldorf 30 RM von seinem Postsparbuch ab. Am 10.12.1944 wird er in das Idsteiner Lazarett eingeliefert, mit Datum vom 11.12.1944 schrieb er noch an seine Familie. Auf einem eng mit Bleistift beschriebenen Zettel bitte er sie, weil er auf dem Bahntransport nichts mitnehmen konnte, um allerlei Artikel des täglichen Bedarfs: Briefpapier, Zigaretten und auch Schmerztabletten. Besonders würde ihn jedoch der Besuch eines Angehörigen freuen. Die Schwestern wären sehr lieb und essen gäbe es ausreichend. Ihm ginge es sonst noch sehr gut, es sei alles auszuhalten.

 

Drei Tage später starb er an einer Gallenblasenentzündung.

 

Der Chefarzt des Idsteiner Lazaretts schrieb dazu am 15.12. den Eltern:

 

"Sehr geehrter Herr Leithold, sehr geehrte Frau Leithold,

Ihr Sohn, der Uffz. Anwärter Gerhrad Leithold ist im hiesigen Lazarett, in das er wegen seiner Verwundung (Schussbruch des linken Oberschenkes) eingeliefert wurde, verstorben. Ich spreche Ihnen meine herzliche Anteilnahme aus. Ihr Sohn zog sich im Laufe seines Krankenlagers noch eine schwere Gallenblasenentzündung zu. Trotz bester Pflege und ärztlicher Versorgung war es nicht möglich, die eingetretene Herzschwäche zu bekämpfen und er verschied am 14.12.1944 um 18 Uhr.

Während der Zeit seiner Aufnahme im hiesigen Lazarett vom 10.12. ab haben wir ihn als braven und guten Soldaten kennen gelernt. Ich bedaure Ihnen diese Nachricht übermitteln zu müssen und spreche Ihnen nochmals unsere Anteilnahme am Ableben Ihres Sohnes aus. Auch er fiel als Held für Deutschland."

 

 

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