Pressespiegel

 

Anmerkung: In den Artikeln wurde die jeweilige Rechtschreibung der damaligen Zeit beibehalten.

 

13. November 1937 : Der Sinn des Ehrenmalentwurfs

16. November 1956 : Idsteiner Ehrenstätte ist vollendet

30. März 1957 : Ernstes Wiedersehen im Juni

Mai/Juni 1957 : Idsteiner Ehrenfriedhof vollendet

Juli 1957 : „Leise Stimmen aus den Gräbern mahnen …“

22. November 2005 : Nach Kriegselend kam Hungertod

19. Dezember 2006 : Idstein vor dem Beschuss bewahrt

8. August 2009 : „Wir haben im Lazarett damals viel Elend gesehen“

13. August 2009 : „Der Liebe halber nach Idstein“

30. September 2009 : In Gedenken an Opa Herbert

22. Juli 2010 : „Gedenkstätten sind wichtig“

15. November 2010 : Opfern ein Gesicht geben

17. September 2012 : Ein Schatz für Jörg Fried

28. Oktober 2013: Traurige Schicksale unter kleinen Namensplatten

15. November 2014: Wie lebte August Höcker?

28. März 2015: Zweiter Weltkrieg: Am 28. März vor 70 Jahren retten drei mutige Bürger Idstein vor der Zerstörung durch US-Streitkräfte

18. April 2015: Idsteiner Pestalozzi-Schülerinnen forschen über Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg

20. November 2018: Idsteiner gedenken auf dem Kriegsgräberfriedhof der Opfer

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 13. November 1937

 

Nachfolgender Artikel ist im Geist der nationalsozialistischen Zeit zu sehen!

 

Der Sinn des Ehrenmalentwurfs

 

Zwischen Torgebäude und Schloss liegt ein Gelände, das eigentlich viel zu schade ist für die Verwendung als Nutzgarten. Wenige Veränderungen an den bestehenden Mauern sind notwendig, um hier den Rahmen für ein würdiges Ehrenmal in Verbindung mit einem Aufmarschplatz der Partei und ihrer Gliederungen zu schaffen.

 

Vom Schulhof her rücken die Marschkolonnen ein und stehen mit Front zum Torgebäude. Eine Lindenreihe verdeckt die Scheunen der unteren Schlossgasse. Redner und Fahnengruppen finden auf der breiten Freitreppe zu dem höher gelegenen Teil Platz. Hier oben beginnt die eigentliche Heldenehrung. Eine Ligusterhecke umschließt die lang gestreckte Grünfläche, an deren Rand Tafeln mit den Namen der Gefallenen stehen. Steinbänke laden zu einer besinnlichen Stunde ein.

 

Von Anfang an ist angenommen, dass die Anlage nicht nur ein Kriegerdenkmal für 1914-18, sondern eine zeitlose Verherrlichung der Tapferkeit und Opferbereitschaft darstellen soll. Da werden auch die Namen der Gefallenen aus früheren Kriegen Platz finden, da werden aber auch Tafeln von den ermordeten SA-Männern und Hitlerjungen Kunde geben, auch wenn es keine Idsteiner gewesen sind.

 

Ein Steinplattenweg ermöglicht den Rundgang von Tafel zu Tafel. Und am Ende der Reihe von Steinen, die von Opfern künden, auf erhöhter Bastion das eigentliche Denkmal. Wie soll nun dies Denkmal heute gestaltet werden? Nach zwei Jahrzehnten sind die Wunden vernarbt, deshalb wollen wir hier weder einen sterbenden Krieger noch eine trauernde Frauengestalt. Nicht schmerzzerwühlt und niedergeschlagen soll der Besucher weggehen, sondern in stolzer Freude über unser Volk, das allezeit Männer hervorgebracht hat, denen Vaterland und Ehre höher standen als das Leben. Für unsere Generation, der es vergönnt ist, den Wiederaufstieg, die Ernte nach der blutigen Saat mitzuerleben, dürfte es nahe liegen, in den Schluss des Weges mit den Opfersteinen das Hoheitszeichen des Dritten Reiches zu stellen.

 

Die Anlage liegt abseits vom Verkehr, zwischen stillen Häuserreihen und doch im Herzen der Stadt. Wenn der Fremdenschwarm dem Autobus entströmt, um sich an unserem schönen Rathausplatz satt zu sehen und satt zu knipsen, dann kann der Fremdenführer auf seinen weiteren Reiz aufmerksam machen: Statt der gähnenden Leere und des hässlichen Schornsteins sieht man durch den Torbogen einen Pfeiler mit dem Hoheitszeichen. Einst wurde die Kirche nicht mitten im Verkehr, sondern auf einem stillen Seitenplätzchen gebaut. Vom Rathausplatz gesehen, mahnt der überragende Turm zur inneren Einkehr. So soll auch das Ehrenmal nicht von dem geschäftigen Verkehr umbrandet sein und doch täglich den Blick auf sich lenken. Es soll immer wieder erneut den Glauben an unser Volk wachrufen und uns zu edler Tat begeistern.

 

Die meisten Besucher fragen: „Wie groß wird das Denkmal?“ Es spielt keine große Rolle, ob es 2 oder 10 Meter hoch wird. Seine Bedeutung erhält es durch die Wichtigkeit des Punktes, an dem es gestellt ist, und durch seine Fassung, seine Vorbereitung durch Mauern, Stufen und Pflanzen. Vorläufig ist es 4 Meter hoch angenommen, die genaue Größe muss an Ort und Stelle durch Lattenmodelle ausprobiert werden. Bei größeren Veranstaltungen ist eine Steigerung durch einen Kranz von Hakenkreuzfahnen vorgesehen, bei nächtlichen Feiern werfen unsichtbare Lichtquellen ihre Strahlen auf das Hoheitszeichen.

 

Wir verweisen darauf, dass die Besichtigung des Modells für das Ehrenmal am morgigen Sonntag in der Zeit von 10-12 Uhr vormittags und von 2-6 Uhr nachmittags möglich ist.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 16. November 1956

 

Idsteiner Ehrenstätte ist vollendet

Grabfeld für 240 Soldaten / Moderne Gestaltung des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge

 

Rechtzeitig vor dem Volkstrauertag wurde die Ehrenstätte Idstein des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge im Ausbau vollendet. Die Arbeiten wurden zum ursprünglich festgesetzten Termin zu Ende geführt. Die Einweihung wird, wie bereits mitgeteilt, nicht am Volkstrauertag vorgenommen, sondern erst im kommenden Frühjahr, wenn die moderne Grabanlage im Schmuck der erwachenden Natur steht

 

Ein Schriftband aus Bronze, gegossen bei Rincker in Sohn, wurde noch zu Füßen des roten Hochkreuzes angebracht. Es war die letzte der auszuführenden Arbeiten, denn nun ist das Werk  von der Aufsicht führenden Stadtverwaltung beendet worden.

 

Nun kann man einen stillen Gang zum Friedhof unternehmen und sich erneut davon überzeugen, daß der Idsteiner Friedhof ein schönes Zeugnis für die pflegliche Liebe der Bevölkerung ablegt. Ruhe und Frieden gehen auch von der Grabstätte der 240 Soldaten inmitten des städtischen Friedhofes aus. Nach Form und Art der Anlage fügt sich der Soldatenfriedhof dem Gesamtbild harmonisch ein und stellt doch eine Besonderheit dar. Das drei Meter hohe Kreuz aus Basaltlava und die über die Gräberfläche verstreuten Kreuzgruppen aus dem gleichen Gestein der Michelnauer Basalt-Tuffstein-Werke setzen bescheidene und doch an das Leid mahnende herbe Akzente. In den kurzen Rasen sind die Namenssteine der Gefallenen eingelassen. Die Steine wurden von den fränkischen Natursteinwerken geliefert. Kleine Kieferngruppen, Heiderosen, Heister und Birken bilden den natürlichen Schmuck des neuen Soldatenfriedhofs, der von niedrigen Bruchsteinmauern, einer Jasmin- und einer Fichtenhecke umgrenzt wird.

 

Die Gestaltung der Idsteiner Ehrenstätte weicht erheblich von dem ab, was man sonst auf Zivilfriedhöfen gewohnt ist, entspricht aber ganz dem, was der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge sich zur Ausgestaltung der Soldatenfriedhöfe im In- und Ausland zum Ziel gesetzt hat. Die deutschen Soldatenfriedhöfe sind intim, schlicht-würdig. Zwar weisen sie aus Gründen einer wirtschaftlichen Pflege das geschlossene Rasenfeld auf, doch soll dieses nicht monumental wirken, sondern hainartig, umhegt und friedlich. Deshalb stellt man hier und dort zwischen Baumgruppen kleine Kreuze auf, die ihren Ursprung aus dem Zeichen des Volksbundes nehmen, das fünf verschieden hohe Kreuze aufweist. Wenn dieses Prinzip auch überall gleich ist, so läßt es doch die verschiedensten Abwandlungen zu, die jedem Friedhof eine besondere Note geben. Wer einen Angehörigen auf einem Volksbundfriedhof ruhen hat, wird sich zu ,,seinem Friedhof" immer wieder hingezogen fühlen. Das trifft in der Folge auch für Idstein zu.

 

Neu für alle Friedhöfe

 

Weil wir den im Osten Gefallenen keine Ehrenstätte errichten können, hat der Volksbund beschlossen, auf allen bestehenden und noch entstehenden Soldatenfriedhöfen im Bundesgebiet ein symbolisches Mal zu setzen. Eine Inschrift soll die Erinnerung an die Gefallenen im Osten wachhalten, zugleich aber den Angehörigen der Ostgefallenen auch die Möglichkeit geben, dort ihrer Toten still zu gedenken. Die erste Inschrift dieser Art wurde in Idstein angebracht. Sie lautet: „An den Gräbern in der Heimat gedenken wir jener, die in fremder Erde ruhen.“ Die Schrift wurde so gewählt, daß man sie nicht im Vorübergehen lesen kann, sondern nur im Verweilen und Gedenken.

 

An der Ausgestaltung des Idsteiner Volksbund-Friedhofs haben auch einheimische Handwerksbetriebe mitgewirkt. Außer städtischen Arbeitern, die bei den Umbettungen halfen, sind für die Maurerarbeiten die Firma BeiI (Idstein), für die Gartenanlagen die Firma Böckelmann (Bierstadt) und für die Steinmetzarbeiten die Firma Link (Idstein) zu erwähnen. Man möchte wünschen, daß sich viele Besucher am Volkstrauertag auf den Weg machen, um den neuen ldsteiner Soldatenfriedhof zu sehen und zu erkennen, daß die Toten der Kriege im Alltag nicht vergessen werden, weil man sie als die eigentlichen Zeugen für den Frieden nicht vergessen darf.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 30. März 1957

 

Ernstes Wiedersehen im Juni

Einweihung des Soldatenfriedhofes erfordert Vorbereitungen

 

Wie Bürgermeister Schreier (Idstein) bekanntgab, soll die Einweihung des neuen Idsteiner Soldatenfriedhofes am Sonntag, 23. Juni, in feierlicher Form vorgenommen werden. Dieser Termin wurde im Einvernehmen mit dem Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge und dem Landratsamt vereinbart. Bei rund dreihundert Angehörigen jener Toten, die in Idstein ihre letzte Ruhe fanden, wurde inzwischen schriftlich angefragt, ob sie einer Einladung zur Feier folgen können. Viele Angehörige wohnen in der Sowjetzone und bedürfen einer besonderen finanziellen Hilfe. Aber auch in der Bundesrepublik wohnen Angehörige, die wirtschaftlich nicht in der Lage sind, weite Reisen zu unternehmen. So schrieb ein Bauer aus dem Allgäu, er möchte gerne einmal zum Grabe seines Sohnes kommen, doch wisse er nicht, wie er von kargem Einkommen die Reise bestreiten solle.

 

Der Landrat beabsichtigt deshalb, unter Einschaltung der katholischen und evangelischen Pfarrämter, die Bevölkerung des Kreises zu einer Spende aufzurufen, um den Angehörigen der Kriegstoten den Besuch des Idsteiner Friedhofs zu ermöglichen. Für Freiquartiere soll nicht nur in der Stadt, sondern auch in den umliegenden Landgemeinden geworben werden. Außerdem ist daran gedacht, die ehemaligen Bediensteten des Idsteiner Lazaretts zu einem Treffen an diesem Tag in Idstein einzuladen, weil diese den Angehörigen wahrscheinlich noch mit vielen wertvollen Auskünften dienen können. Gedacht ist auch an ein Treffen der ehemaligen Fahnenjunker, die im Raum Idstein-Weilburg eingesetzt waren und hohe Verluste 1945 erlitten haben.

 

Dieses ernste und doch begrüßenswerte Wiedersehen soll vom Rundfunk, evtl. auch vom deutschen Fernsehen übertragen werden. Der hessische Innenminister Schneider wird eine Ansprache halten, außerdem ein Bundestagsabgeordneter, der sich um die Bereitstellung der Bundesmittel für diesen Friedhof des Volksbundes besonders verdient gemacht hat, weil hier ein enger Freund von ihm die letzte Ruhestätte fand. Über weitere Vorbereitungen zur Gestaltung der Feier wird die Bevölkerung rechtzeitig unterrichtet.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Kriegsgräberfürsorge, Mai/Juni 1957

 

Idsteiner Ehrenfriedhof vollendet

Einweihung am 23.Juni – Hilfsaktion für Besucher aus der Ostzone

 

Auf dem Stadtfriedhof der alten nassauischen Residenz Idstein im Taunus entstand eine Ruhestätte für 240 Gefallene des letzten Krieges. Ein drei Meter hohes Kreuz aus roter Basaltlava und die über die Gräberfläche verstreuten Kreuzgruppen aus dem gleichen Michelnauer Gestein setzen bescheidene und doch an das Leid mahnende Akzente. In den kurzen Rasen wurden Namensplatten aus fränkischem Naturstein für die Gefallenen eingelassen. Kleine Kieferngruppen, Heiderosen, Ginster und Birken bilden den natürlichen Schmuck des Friedhofs, der von niedrigen Bruchsteinmauern, einer Jasmin- und einer Fichtenhecke umgrenzt wird. Ein bronzenes Spruchband trägt die Inschrift: ,,An den Gräbern in der Heimat gedenken wir jener, die in fremder Erde ruhen." Es soll die Erinnerung an die im Osten Gefallenen wachhalten, deren Gräber für uns noch immer unerreichbar sind. Die offizielle Einweihung der Anlage erfolgte am 23. Juni.

 

Es war ein langer Weg, der zur Schaffung dieser Ehrenstätte führte. Seit dem Jahre 1949 verhandelte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit dem Land Hessen über die finanziellen Voraussetzungen für das Projekt. Zuerst sollten die Idsteiner Soldatengräber nach Bensheim an der Bergstraße, dann nach Bad Schwalbach verlegt werden, wo in der Zwischenzeit ebenfalls Ehrenfriedhöfe des Volksbundes entstanden sind. Ende 1953 wurde dieser Plan jedoch endgültig aufgegeben, und das Idsteiner Stadtbauamt konnte einen Plan für die Anlage des neu zu schaffenden Ehrenfriedhofs innerhalb des städtischen Friedhofs aufstellen.

 

Weil die Kriegstoten auf den Ehrenfriedhöfen des Volksbundes das fortdauernde Ruherecht genießen, entschloß man sich, in Übereinstimmung mit Landrat Dr. Vitense vom Untertaunuskreis, die auf den Dorffriedhöfen der Umgebung ruhenden Gefallenen nach Idstein umzubetten. Damit konnte zugleich die Arbeit zur Identifizierung der unbekannten Toten beginnen. Kurz vor dem Volkstrauertag des vergangenen Jahres gelang es, einen der Ietzten Unbekannten auf dem neuen Soldatenfriedhof für das Gedächtnis der Menschen zu retten. Das Zahnschema des Gefallenen trug zur Wiederauffindung des Namens bei. Am Tag des Gedenkens konnte die Ehefrau des Gefallenen die neue Grabstätte aufsuchen und zum ersten Male mit den Blumen ihrer Liebe schmücken.

 

Seit dem Herbst des Ietzten Jahres und trotz einer voraufgegangenen Unwetter-Katastrophe ist die Idsteiner Ehrenstätte vollendet. Ihre Einweihung wurde bis zu diesem Sommer ausgesetzt, weil man den rund dreihundert Angehörigen der Gefallenen eine Reise zur Winterszeit nicht zumuten wollte. Viele Angehörige wohnen zudem in der sowjetisch besetzten Zone. Für sie mußte eine besondere finanzielle Hilfe gewährleistet sein. Das ist in der Zwischenzeit in die Wege geleitet worden. Am 23. Juni konnte der Friedhof offiziell eingeweiht werden. Der Landrat des Untertaunuskreises hatte eine Spendenaktion eingeleitet, die finanzielle Mittel für die Besucher aus der Ostzone brachte. Die Stadt Idstein sorgte für genügend Freiquartiere. Verbände, Vereine und Privatleute hatten Patenschaften für Ostzonen-Besucher an diesem Tag übernommen.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Kriegsgräberfürsorge, Juli 1957

 

„Leise Stimmen aus den Gräbern mahnen …“

Mehr als zweitausend Menschen erlebten Friedhofsweihe in Idstein

 

Mehr als zweitausend Menschen nahmen am 23. Juni an der Einweihung der neuen Ehrenstätte für 240 Gefallene auf dem Stadtfriedhof in Idstein/Taunus teil. Aus dem Bundesgebiet, aus Mitteldeutschland, aus der Schweiz und Österreich waren Angehörige der Toten in die alte nassauische Residenzstadt gekommen. „Die leisen Stimmen aus den Gräbern mahnen die Lebenden, füreinander da zu sein und Frieden zu halten untereinander.“ Das sagte in seiner Weihrede Dekan a.D. W. Trepte, der Vorsitzende des Landesverbandes Hessen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 22. November 2005

 

Nach Kriegselend kam Hungertod

Der Idsteiner Geschichtsverein beschäftig sich mit den Toten der Kriegsgräberstätte

 

Passend zu den Gedenktagen im November befasst sich der Idsteiner Geschichtsverein mit den Toten des Zweiten Weltkrieges, die auf dem Idsteiner Friedhof beerdigt wurden. Unter dem korrigierten Titel „Die Toten der Kriegsgräberstätte auf dem Idsteiner Friedhof und die Idsteiner Reservelazarette“ brachte der ehemalige Vereinsvorsitzende Dr. Karl Heinz Schmidt seine neusten Forschungsergebnisse zum Vortrag.

 

Mit Unterstützung von Jörg Fried hat Schmidt – ausgehend von dem Gräberfeld auf dem Idsteiner Friedhof und den Listen der Kriegsgräberfürsorge – die Namen von mehr als 200 Toten mit Eintragungen im Kirchenbuch abgeglichen und konnte so, dank der zusätzlichen Bemerkungen der jeweiligen Pfarrer, verschiedene, erschütternde Einzelschicksale vorstellen. Statistische Beobachtungen ergänzten das Bild, das Schmidt von den Geschehnissen der letzten Kriegsjahre und ersten Nachkriegsmonate in Idstein zeichnete.

 

Demnach hat es zwei große Reservelazarette gegeben. Das Reservelazarett I war im Kalmenhof untergebracht und umfasste zeitweise sämtliche am Veitenmühlweg gelegene Gebäude sowie als Außenstelle das weit ab gelegene „Seuchenkrankenhaus“ in der Landwirtschaftsschule. Das Reservelazarett II war im Idsteiner Schloss, wohl mit einer Erweiterung in der Mittelschule. Über weitere Dependancen in der Bau- oder Volksschule ließen sich keine Angaben machen, ebenso nicht über eine genaue Datierung.

 

Die erste ihm bekannte Beerdigung eines im Idsteiner Lazarett verstorbenen Soldaten, der nicht in Idstein beheimatet war, fand am 1. Mai 1944 statt. Bis dahin, so Schmidt, wurden die in Lazaretten verstorbenen Kriegstoten, wie auch im Ersten Weltkrieg üblich, weitgehend in Heimaterde überführt. Nachdem innerdeutsche Eisenbahnfahrten für die Leichenüberführung wegen der Kriegsentwicklung nicht mehr genutzt werden konnten, stieg die Zahl der auswärtigen Toten auf dem Idsteiner Friedhof deutlich an. Und auch mit Kriegsende hörte das Sterben in Idstein nicht auf, im Gegenteil. Allein von Mai bis Juli 1945 hatten die beiden Lazarette 144 Tote zu verzeichnen. Offensichtlich nutzten die Alliierten Idsteins Lazarette für die Behandlung ausgehungerter Kriegsgefangener, auch aus dem berüchtigten Lager Bretzenheim.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 19. Dezember 2006

 

Idstein vor dem Beschuss bewahrt

Erinnerung an die mutige Tat von Paul Cohaus / Heute vor 110 Jahren geboren

 

Der 28. März 1945 war für den Bestand Idsteins der kritischste Tag seit dem 30-jährigen Krieg, denn an diesem Tag rollte die Front über die kleine Stadt hinweg. Eine entscheidende Rolle spielte damals Dr. Paul Cohaus. Sein Geburtstag jährt sich heute, am 19. Dezember 2006, zum 110. Male - ein Anlass, an diesen Mann und an die damaligen Ereignisse zu erinnern.

 

Gegen 9.30 Uhr schossen die Amerikaner mehrere Granaten über die Stadt hinweg und forderten über Lautsprecher von der Autobahn und von einem über der Stadt kreisenden Beobachtungsflugzeug aus, einen Parlamentär, der die Stadt übergebe, oder ein Zeichen, dass kein Widerstand geleistet werde.

 

Eine zivile Behörde, die der Übergabeforderung hätte nachkommen kommen, war in in der Stadt nicht mehr vorhanden. Den deutschen Soldaten in Idstein war eine Kapitulation nicht zuzumuten, denn die Standgerichte des "obersten Kriegsherrn" ahndeten unbarmherzig mit dem Tod durch den Strang. In dieser Situation waren es Idsteiner Bürger, die die Initiative ergriffen. Die meisten Einwohner saßen in Erwartung einer Beschießung in ihren Kellern. Die Anwohner am Marktplatz hatten eine besonders sichere Zuflucht in dem Felsenstollen hinter dem Haus Marktplatz 6. Unter den hier Versammelten muss sich der Entschluss zum Handeln durchgesetzt haben.

 

Bekannt ist die Aktion des Albert Kaus (damals Marktplatz 2; 1959 abgebrochen), der die weiße Fahne am Hexenturm anbrachte und danach in eine lebensbedrohliche Situation geriet, weil deutsche Soldaten ihn des Verrats beschuldigten und ihn gefangen in Richtung Heftrich abführten. Weniger bekannt ist die Fahrt des Dr. Paul Cohaus (wohnhaft Marktplatz 6) und des Herrn Hoeffner (damals wohnhaft Weiherwiese 2) zu den Amerikanern an der Autobahn, um ihnen die kampflose Einnahme Idsteins zuzusichern.

 

Über diese Aktion gibt es drei sich in Nuancen unterscheidende Berichte. In zweien schildert der spätere Bürgermeister Hoeffner, dass "Dr. Cohaus mit mir" beziehungsweise dass Hoeffner "sich mit Cohaus ins Benehmen gesetzt" habe, um mit dem Auto des Dr. Cohaus zur Autobahn zu den Amerikanern zu fahren. Dort hätten sie mit einem "Oberst Fiory von der 6. Tank-Division" verhandelt und dabei erreicht, dass die Beschießung der Stadt Idstein unterblieb.

 

Von Dr. Paul Cohaus gibt es keinen eigenen Bericht über das Geschehen an jenem 28. März 1945. Es entsprach nicht dem Wesen des gebürtigen Westfalen, von seiner Person und von seiner Arbeit viel Aufhebens zu machen. Das, was er an diesem Tag getan hatte, war das, was in dieser Situation zu tun nötig war -und da wurde es eben getan. So, wie er ohne Zögern 1933 den von den örtlichen NS-Leuten schwer verprügelten Idsteiner Sozialdemokraten und Kommunisten ärztlichen Beistand geleistet hatte, so war auch sein Handeln 1945 vom Ethos des Helfens bestimmt, das ihn als Arzt auszeichnete.

 

Im Dezember 1896 in Vreden im Münsterland geboten, war Paul Colaus im Ersten Weltkrieg noch zwei Jahre Soldat gewesen. Unmittelbar nach Kriegsende begann er das Medizinstudium, das er 1923 mit dem Staatsexamen abschloss.

 

Als Assistenzarzt reiste er 1926 als Schiffsarzt durch Ostasien und 1929 an der französischen, spanischen und portugiesischen Atlantikküste. Ab dem 20. September 1929 war er in Idstein, Marktplatz 4 (früher Nr. 6) als praktischer Arzt mit der Anerkennung als Facharzt für Chirurgie am Krankenhaus Idstein tätig.

 

Zur Sicherung seiner Existenz trat er 1933 der NSDAP und der SA bei. Das führte dazu, dass er nach Kriegsende seinen Beruf nur eingeschränkt ausüben durfte und sich einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen musste.

 

Über den Vorgang im März 1945 schrieb sein Verteidiger im Juni 1947: "...er fuhr mit seinem Kraftwagen zum amerikanischen Gefechtsstand und übergab ... die Stadt den Amerikanern. Als Dolmetscher hatte er den späteren Bürgermeister Hoeffner in seinem Wagen mitgenommen."

 

Hier - wenn auch in einer Verteidigungsschrift - erscheint Dr. Cohaus als der Initiator der Fahrt zur Autobahn und Hoeffner war lediglich der dolmetschende Beifahrer.

 

Nach 60 Jahren ist es müßig, noch zweifelsfrei feststellen zu wollen, wessen Aktion mehr zu der Bewahrung Idsteins beigetragen hat: Albert Kaus mit dem Aufziehen der weißen Fahne weißen Fahne oder das Duo Dr. Cohaus/Hoeffner mit der Autofahrt zu den anrückenden Amerikanern.

 

Dr. Paul Cohaus hat noch bis Ende September des Jahres 1960 in Idstein praktiziert. 1971 ist er mit seiner Frau nach Königstein verzogen und ist dort am 20. August 1978 gestorben.

 

Er wurde auf dem alten Friedhof in Hadamar begraben.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 8. August 2009

 

"Wir haben im Lazarett damals viel Elend gesehen"

FUNDSTÜCK Idsteiner Kachel von 1943 im Kriegsmuseum in der Normandie ausgestellt

 

Im "Memorial de la Liberté retrouvée" in Quinéville sind die Schrecken des Krieges allgegenwärtig. Dort, wo am 6. Juni 1944 die Alliierten an den Stränden der Normandie landeten und die deutschen Verteidigungsanlagen binnen weniger Tage überrollten, befindet sich heute ein beeindruckendes Museum. Militärfahrzeuge, Waffen und Kriegsgerät jeder Art, Uniformen und unzählige Dokumente informieren über den Zweiten Weltkrieg und speziell über die Befreiung Frankreichs durch die alliierten Streitkräfte.

 

Es sind nicht etwa nur Veteranen des Zweiten Weltkriegs, die zu den Schlachtfeldern Utah Beach oder Omaha Beach pilgern. Viele geschichtsinteressierte Urlauber, wie Ursula Kleber aus Wörsdorf und ihr Freund, verbringen Ferienwochen in der Normandie und verbinden ihren Aufenthalt dort mit einem kurzen Abstecher von der N13 nach Quinéville. Völlig überrascht war Ursula Kleber, als sie beim Gang durch die Museumsräume, in einer unspektakulären Ausstellungsvitrine, zwischen deutschen Tellern, Besteck und anderen Fundsachen ein Erinnerungsstück entdeckte, das sie hier nicht vermutet hätte: Eine gerahmte Kachel mit dem Idsteiner Stadtwappen, dazu die Aufschrift "Kriegsweihnachten 1943, Reserve-Lazarett Idstein i.T.".

 

Weg bleibt ein Rätsel

 

War diese Kachel, die vor fast 66 Jahren aus Anlass einer Weihnachtsfeier für Kriegsverletzte, für Sanitäter und Schwestern des Idsteiner Lazaretts extra angefertigt worden war, von einem der wieder genesenen Soldaten an die vorderste Verteidigungslinie in der Normandie mitgenommen worden? Oder kam das Stück vielleicht durch Ankauf auf dem Militaria-Markt nach Quinéville? Eine Frage, die trotz Nachfragen in dem privat geführten Militärmuseum nicht mehr zu klären ist.

 

Ein Nachbar der Klebers in Wörsdorf, Günter Bangert, befasst sich schon seit Jahren mit der Geschichte des Roten Kreuzes in Idstein. Das DRK stellte in den Kriegsjahren Sanitäter und Schwestern für die Betreuung von Kriegsverwundeten, die im Reservelazarett in Idstein aufgenommen wurden. Bangert übergab das Foto, das das Erinnerungsstück zeigt, an die IZ. Bei weiteren Recherchen stellte sich heraus, dass diese Kachel nicht die einzige noch existierende ist. So befindet sich nach Auskunft von Idsteins ehemaliger Stadtarchivarin Christel Lentz eine weitere im Depot des Stadtarchivs. Dieses Stück war vor etlichen Jahren in Wolfenbüttel im Müll gefunden und über den Idsteiner Gerd Lampe an Christel Lentz weitergegeben worden. Eine andere befindet sich im Besitz von Ilse Brunner in Wörsdorf. "Ich war damals Rot-Kreuz-Schwester", sind die Erinnerungen der 89-Jährigen an die Kriegsjahre noch sehr lebendig: "Im Reserve-Lazarett gab es in jedem Jahr Weihnachtsfeiern und dazu gab es auch kleine Geschenke. Im Jahr 1943 war es diese Kachel."

 

Russen im Lazarett

 

Das Idsteiner Reserve-Lazarett hatte damals mehrere Abteilungen. Ilse Brunner arbeitete im ehemaligen Altenheim des Kalmenhofes am Bahnhof. "Wir haben im Lazarett damals viel Elend gesehen", berichtet sie. Es gab damals nicht nur deutsche Kriegsverletzte, die überwiegend mit dem Zug nach Idstein gebracht wurden. So kann sie sich beispielsweise an eine Gruppe russischer Kriegsgefangener erinnern.

 

Seuchenkrankenhaus

 

Intensiv zum Thema Reserve-Lazarett geforscht hatte vor einigen Jahren Dr. Karl Heinz Schmidt. Im November 2005 berichtete er im Idsteiner Geschichtsverein, dass das Reservelazarett I zeitweise sämtliche am Veitenmühlweg gelegene Gebäude belegt hatte sowie als Außenstelle auch das sogenannte "Seuchenkrankenhaus" in der ehemaligen Landwirtschaftsschule unterhielt. Das Reserve-Lazarett II befand sich im Idsteiner Schloss, wo schon im Ersten Weltkrieg eine ähnliche Einrichtung bestand.

Nicht alle, die im Idsteiner Lazarett Aufnahme gefunden hatten, überlebten. Zunächst wurden die hier ihren schweren Verletzungen erlegenen Soldaten mit der Bahn in ihre Heimatorte gebracht, später wurden sie auf dem Idsteiner Friedhof beigesetzt. "Auch mit dem Kriegsende hörte das Sterben in Idstein nicht auf, im Gegenteil. Allein von Mai bis Juli hatten die beiden Lazarette 144 Tote zu verzeichnen", berichtete die IZ im Jahre 2005 über die Recherchen von Dr. Schmidt. "Offensichtlich nutzten die Alliierten Idsteins Lazarette für die Behandlung ausgehungerter Kriegsgefangener, auch aus dem berüchtigten Lager Bretzenheim."

 

Ende 1940 aufgelöst

 

Die Reserve-Lazarette waren bereits kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges eingerichtet worden, zunächst aber nicht für allzu lange Zeit. "Das Reserve-Lazarett wird mit dem heutigen Tage aufgelöst", hieß es am 11. Dezember 1940 in der IZ. Dies wurde als erfreuliches Zeichen gewertet, beweise die Auflösung doch, "daß wir in unserem gewaltigen Heere nicht so viele Kranke und Verletzte haben, um alle während der großen Schlachten gebrauchten Lazarette zu benutzen".

 

Doch diese Phase währte nicht allzu lange. So berichtet die IZ am 17. Juli 1942 von einer Veranstaltung der NSDAP-Wehrmachtsbetreuung, bei der Gaben aus der Bevölkerung verteilt wurden: "Wie bei den vorangegangenen Betreuungen bot der große Saal auch diesmal wieder dasselbe Bild: Hunderte von Verwundeten warteten auf das, was da kommen soll..."

 

Idstein Lazarettstadt

 

In den Geschichtsbüchern der Stadt ist relativ wenig über diese schweren Zeiten nachzulesen. Eine interessante Information aber gibt im Idstein-Buch der Verfasser Dr. Fritz Geisthardt weiter: "Um die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren, wurde Idstein zur Lazarettstadt erklärt, worauf die Weilburger Fahnenjunker, die den Feind an der Autobahn aufhalten sollten, nach Osten abzogen." Ein oder zwei Tage später - es war Ende März 1945 - rückten die Amerikaner mit Panzern in die Stadt ein, ohne dass es zu Kampfhandlungen kam.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 13. August 2009

 

"Der Liebe halber nach Idstein"

KRIEGSERINNERUNGEN Neue Lazarett-Weihnachtsgaben aufgetaucht / Abenteuerliche Flucht

 

Eine gerahmte Kachel, die aus Anlass der Kriegsweihnachtsfeier des Jahres 1943 im Reserve-Lazarett Idstein als kleines Geschenk an die Verwundeten und die Schwestern verteilt worden war und jetzt, rund 66 Jahre später, im Kriegsmuseum von Quinéville in der Normandie entdeckt wurde, rief bei vielen älteren Idsteinern Erinnerungen an die Kriegszeit ins Gedächtnis zurück. Nach dem IZ-Artikel vom 8.August sind mehrere weitere Fundstücke gemeldet worden.

 

"In meinem Besitz befindet sich ein Bierkrug der Kriegsweihnacht 1942", berichtet Gerd Möstl. Ähnlich wie die Kachel von 1943 war der Krug mit dem Idsteiner Stadtwappen versehen, dazu der Hinweis auf die Kriegsweihnacht im Reserve-Lazarett. Anders als bei der 1943-er Kachel zeigt der Krug aber zusätzlich einen Stahlhelm und symbolträchtige Zweige als Dekoration.

 

Für Gerhard Möstl hat der Krug eine besondere Bedeutung, erinnert ihn das Stück doch an seine Eltern. Mutter Lilly, eine gebürtige Idsteinerin, starb schon 1971. Sie war in den Kriegsjahren Rot-Kreuz-Schwester und lernte Josef Möstl im Lazarett kennen. Als Angehöriger einer Panzereinheit im Kaukasus wurde Möstl 1942, auf dem Weg nach Baku, verwundet. Der junge Soldat, der aus dem Egerland (Roßhaupt/Rozvadov) stammte, wurde mit einem Oberarmdurchschuss ins Lazarett gebracht, wo er Schwester Lilly kennen und lieben lernte.

 

Doch die Wege trennten sich wieder: Josef Möstl wurde erneut zu den Waffen gerufen, war als Generalstabsfahrer in Paris eingesetzt und kam erneut zur Panzereinheit. "Seine Truppe wurde in die Normandie verlegt und kämpfte dort während der Invasion 1944", weiß Sohn Gerd aus den Berichten des 1994 gestorbenen Vaters. In Straßburg kam Josef Möstl in Kriegsgefangenschaft. "Es gelang ihm aber nach einiger Zeit, während Arbeiten am Rheinufer, mit einigen Kameraden auszubrechen und unbemerkt den Rhein zu durchschwimmen. Direkt aus der Kriegsgefangenschaft in Frankreich landete er, der Liebe halber, in Idstein", schildert Gerd Möstl die abenteuerlichen Stationen seines Vaters, der seine Freundin Lilly heiratete und sich in Idstein niederließ.

 

"Es gab meines Wissens in Idstein etliche `Lazarett- Ehen`", berichtet Gerd Möstl. Seine Idee: Es wäre doch interessant, diese Familien ausfindig zu machen. Wer sich also melden möchte, kann in der IZ-Redaktion, Tel. 0 61 26 /3221, anrufen oder eine E-Mail senden an wt-idstein@vrm.de.

 

Ein anderes Erinnerungsstück an das Idsteiner Reserve-Lazarett brachte Marlin-Joseph Nealen, seit vielen Jahren zu Hause in der Rathausstr. 19 in Eschenhahn, jetzt mit in die IZ-Redaktion: Eine Kachel von der Weihnachtsfeier 1942. In jenem Jahr gab es also ganz offenkundig nicht nur Bierkrüge als Weihnachtsgabe für das Pflegepersonal und die Kriegsverwundeten.

 

Nealen, heute 76 Jahre alt, ist in Pennsylvania (USA) geboren, kam als junger Soldat nach Deutschland und heiratete hier Maria Jeck. Marlins Schwiegervater Josef Jeck war in den Kriegsjahren Soldat an der russischen Front. Schwere Erfrierungen an den Füßen zog er sich damals zu und verbrachte daraufhin einige Wochen oder Monate im Idsteiner Lazarett.

 

"Aus jener Zeit stammt die Kachel", sagt Nealen. "Ich habe das Stück vor vielleicht 25 Jahren auf dem Speicher gefunden und sie dann auf ein Regal gestellt." Der Amerikaner, der in Deutschland - und natürlich speziell in Eschenhahn - seine zweite Heimat gefunden hat und sich hier ausgesprochen wohl fühlt, möchte die Kachel jetzt ans Idsteiner Stadtarchiv weitergeben.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 30. September 2009

 

In Gedenken an Opa Herbert

KRIEGSGRÄBER Opfer sind nicht vergessen / Recherchen der Reservistenkameradschaft Idstein

Für die Idsteiner Reservisten, die vor zehn Jahren die Aufgabe übernommen haben, zweimal jährlich das Kriegsgräberfeld auf dem Idsteiner Friedhof pflegen, sind die hier hinterlassenen Angaben mehr als nur Namen und Zahlen aus einer Zeit, die schon viele Jahrzehnte zurückliegt.

 

Schon seit einiger Zeit beschäftigt sich Jörg Fried mit Recherchen über einige Verstorbene - und erlebte dabei auch Überraschungen. "Häufig liegen hier, an der Grabsteinplatte des Obergefreiten Herbert Palme, geboren 1911 und gestorben 1945, Blumen - und heute lag sogar dieses Herz aus weißem Stein hier", erzählt Fried und hält das Steinherz hoch. "Opa Herbert" steht auf der Unterseite. Diese Erinnerung einer Enkelin ist es, die Jörg Fried und den Vorsitzende Sven Abschinski besonders anrührt. "Beim Säubern der Platten von Moos, Gras und Laub macht man sich schon seine Gedanken darüber, was der Tote für ein Mensch war und ob Angehörige vorhanden sind", sagt Fried, der gemeinsam mit Karl-Heinz Schmidt vom Geschichtsverein und Archivar der evangelischen Kirche Idstein Fried nach Angehörigen der toten Soldaten recherchierte.

 

Auf dem Friedhof sind nicht nur Idsteiner begraben, sondern auch jene, die in den Lazaretten im Schloss oder Kalmenhof gestorben sind und fern der Heimat waren. So hatte Fried einen Neffen eines verstorbenen Soldaten in der Nähe von Stadtroda ausfindig gemacht und Kontakt mit ihm aufgenommen. "Der Neffe war überrascht. Weinend erzählte er vom Verstorbenen und auch, dass er damals nicht ausreisen und Abschied von dem geliebten Onkel nehmen durfte."

 

Dies sind Momente, die Fried und Abschinski festhalten wollen - Erfahrungen, dass die Toten nicht vergessen wurden. "Die Soldaten hatten keine Chance, sie wurden im totalitären Regime verheizt und solche Orte sollen als Mahnmal erhalten werden", erklärt Sven Abschinski.

 

"Jüngstes der hier begrabenen Zivilopfer ist ein fünfjähriges Mädchen, das - wie ich herausfand - auf dem Heimweg vom Verwandtenbesuch mit der Mutter am Wiesbadener Bahnhof 1943 beim schlimmsten Bombenangriff ums Leben kam", weiß Fried.

 

Durch den Volksbund hatten die Idsteiner Reservisten diverse Einsätze im In- und Ausland, pflegten auch einen russischen Friedhof und besuchten die Schlachtfelder von Verdun. "Die verheerenden Auswirkungen des Krieges wurden uns beim Anblick der 45 000 Kreuze versinnbildlicht. Deutsche, Amerikaner und Franzosen liegen dort begraben", berichtet Abschinski nachdenklich und fügt hinzu: "Diese Bilder gehen unter die Haut."

 

Die Reservisten möchten die Menschen mit ihrer Arbeit zum Nachdenken bewegen und ausrufen: "Es gibt so etwas auch hier! Schaut Euch an, was hier für Menschen liegen. Junge Soldaten und Familienväter, sie alle sind bestimmt nicht jubelnd in den Tod gelaufen!"

 

An der Friedhofsmauer steht: "An den Gräbern in der Heimat gedenken wir jener, die in fremder Erde ruhen 1914 - 1918 + 1939 - 1945". Die Idsteiner Reservistenkameradschaft wünscht sich eine Plakette auf dem Friedhof, auf der an die Bundeswehrsoldaten erinnert wird, die in Ausübung ihrer Pflicht, ihr Leben im Krieg verloren haben.

 

"Wir sind keine Freizeitrambos, sondern stehen immer zu den dienenden Soldaten und wollen die Erinnerung an diejenigen erhalten, die im Krieg ihr Leben so sinnlos verloren haben."

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 22. Juli 2010

 

„Gedenkstätten sind wichtig“

INTERVIEW Reservisten-Chef Jörg Fried recherchiert, welche Kriegstoten auf dem Idsteiner Friedhof begraben sind

Bereits vor fünf Jahren begann Jörg Fried, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft Idstein, damit, über die Kriegsgräberstätte auf dem Idsteiner Friedhof zu recherchieren. Nachdem seine Nachforschungen einige Jahre geruht haben, hat er seine Arbeit jetzt wieder aufgenommen. Fried will soviel wie möglich über die Toten auf dem Idsteiner Gräberfeld herauszufinden - und benötigt dafür die Hilfe der Öffentlichkeit.

 

Vor 65 Jahren war der Zweite Weltkrieg zu Ende, vor 54 Jahren wurde die Kriegsgräberstätte auf dem Idsteiner Friedhof eingeweiht. Was bringt jemanden dazu, sich nach so vielen Jahren mit den Toten zu beschäftigen, die dort ruhen?

 

Seit zwölf Jahren pflegen wir Idsteiner Reservisten diese Kriegsgräberstätte. Wir rupfen Unkraut und reinigen zweimal jährlich die Grabplatten. Wenn man dann so da an den Gräbern kniet und die Grabplatten abbürstet, hat man viel Zeit zum Nachdenken. Man liest die Namen, sieht die Geburts- und Todesdaten. Irgendwann habe ich mir dann überlegt: Was waren das wohl für Menschen? Wie sah derjenige aus? Was hatte er für Träume? Was machte er in seiner Freizeit? Was hätte aus ihm werden können, wenn der Krieg nicht gewesen wäre?

 

Ist das denn von Interesse? Der Krieg ist lange vorbei, diese Menschen sind über 60 Jahre tot.

 

Dieser Friedhof ist ein Teil unserer Geschichte, ein Teil der Geschichte Idsteins. Diese Toten haben als Kriegsopfer – und ich sage ausdrücklich Kriegsopfer, weil hier nicht nur Soldaten liege – ewiges Ruherecht. Aber was bringt das, wenn sich niemand für diese Toten und das, was sie uns zu sagen haben, interessiert? Solche Gedenkstätten sollen uns immer wieder an den Krieg erinnern und uns vor Augen halten, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Ich halte solche Gedenkstätten gerade für junge Menschen für wichtig, die in der glücklichen Situation sind, dass sie nie einen Krieg erlebt haben. Jede Schulklasse sollte einmal diese Gedenkstätte besucht haben. Die Toten waren Menschen wie Sie und ich – mit Träumen, Wünschen, Familien, Geschwistern, Eltern und Ehefrauen. Diese Menschen haben es verdient, dass man sich an sie erinnert, dass man ihnen ihre Lebensgeschichte zurück gibt, dass man ihnen ein Gesicht gibt.

 

Hilft das dem Gedenken?

 

Auf alle Fälle. Ich habe inzwischen schon Begehungen mit Jugendlichen und auch Erwachsenen auf dem Gräberfeld gemacht, habe zu einzelnen Toten berichtet und Fotos gezeigt. Die Betroffenheit ist dann immer sehr groß. Es ist etwas anderes, wenn man "nur" Grabsteine sieht oder wenn man Fotos dazu sieht, Geschichten hört und sich den Menschen dazu vorstellen kann.

 

Wie kommt man nach so vielen Jahren an diese Informationen?

 

Zuerst einmal muss ein Grundgerüst an Informationen stehen. Dies basiert auf Daten, die ich vom Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge, aus Kirchenbüchern und aus den Sterbebüchern im Stadtarchiv habe. Das sind die Namen, Geburts- und Sterbedaten, letzte Wohnorte, Namen und Anschriften von Hinterbliebenen. Dann beginnt die "detektivische" Arbeit mit Hilfe des Internets. Mit den Namen, Geburtsorten oder letzten Wohnorten habe ich die Telefonbücher durchforstet nach Personen mit dem gleichen Nachnamen, die dort oder in der Nähe wohnen. Dann heißt es einfach, diese Personen auf gut Glück anschreiben und hoffen, dass es sich um Verwandte handelt.

 

War Ihnen das Glück hold?

 

Ja, schon gleich beim ersten Kontakt hatte ich Erfolg – es war der Neffe eines der Toten hier auf dem Friedhof. Inzwischen habe ich zu Verwandten von acht Toten Kontakt. Bei 235 namentlich bekannten Toten hört sich das nicht viel an. Aber dafür, dass inzwischen 65 Jahre ins Land gegangen sind, finde ich das schon einen beachtlichen Erfolg. Und weitere Kontaktanfragen stehen noch an – immer eine nach der anderen.

 

Wie sind die Reaktionen der Personen, die Sie anschreiben?

 

Durchweg positiv. Diese Menschen sind glücklich, dass sich nach so vielen Jahren noch jemand für den Bruder, Onkel oder Vater interessiert. Aber diese Nachforschungen reißen auch wieder Wunden auf. Bei einem Telefonat ist mein Gesprächspartner in Tränen ausgebrochen. Er hat bis heute nicht überwunden, dass er 1956 nicht zur Beisetzung seines Onkels anwesend sein konnte, weil er in der damaligen DDR wohnte und nicht ausreisen durfte. Eine Dame erzählte mir von ihrem Bruder, der mit 15 Jahren hier in Idstein im Lazarett starb. Er war in den Lagern am Rhein – den berüchtigten Rheinwiesen -, von wo er halb verhungert nach Idstein kam und im Lazarett starb. In seinem Nachlass fanden sich Kekse, die er sich vom Mund abgespart hatte für seine kleine Schwester.

 

Wo gibt es Probleme?

 

Viele Tote stammen aus den ehemaligen Ostgebieten. Da kann ich natürlich mit dem letzten Wohnort nicht im Telefonbuch suchen. Hier stoße ich manchmal an meine Grenzen.

 

Manchmal? Gibt es doch einen Weg, um an Informationen zu kommen?

 

Ja, denn es gibt fast für jeden ehemaligen Landkreis im Osten so genannte "Kreisverbände" oder "Kreisgemeinschaften". Dort werden Karteien der ehemaligen Bewohner geführt. Auch hier hat man mir schon weiterhelfen und Kontakte vermitteln können. Manchmal führen die Internetrecherchen auch über Umwege zum Ziel. So habe ich zu einem Toten aus dem Sudetenland einen Kontakt nach Amerika gefunden und dort die Adresse der Nichte in Deutschland erhalten.

 

Was können Sie noch an Hilfe gebrauchen?

 

Gerne würde ich die Hilfe der Idsteiner in Anspruch nehmen. Ich sehe oft, dass auf Gräbern Blumen oder Gestecke liegen. Nun wäre meine Frage, ob jemand aus Idstein noch persönliche Beziehungen zu einem der Toten hat. Vielleicht kennt auch jemand noch Angehörige eines der Kriegsopfer. Hier wäre ich für Informationen sehr dankbar. Hinzu kommt, dass mich die Geschichte des Kriegsgräberfriedhofes in diesem Zusammenhang interessiert. Hier wäre die Frage, ob jemand eventuell noch Fotos von der Einweihungsfeier 1956 oder von anderen Feierstunden oder generell vom Kriegsgräberfeld hat. Alles ist herzlich willkommen.

 

Wie kann man mit Ihnen Kontakt aufnehmen?

 

Gerne telefonisch unter 06126/560226 oder per Mail an fried.joerg@t-online.de.

Das Gespräch führte Volker Stavenow.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 15. November 2010

 

Opfern ein Gesicht geben

VOLKSTRAUERTAG Zentrale Feier vor dem Rathaus

Getrud Elsenmüller ist sechs Jahre alt. Die junge Idsteinerin ist am 24. Juli 1944 mit ihrer Mutter am Wiesbadener Hauptbahnhof unterwegs, als die Bomben fallen. Sie stirbt in den Armen ihrer ebenfalls verletzten Mutter, ein kleiner Bombensplitter hat ihre Halsschlagader verletzt. Keine fünf Monate vorher war ihr Vater in Russland gefallen.

 

Als „das unschuldigste Opfer auf dem Kriegsgräberfriedhof“ hat Jörg Fried von der Idsteiner Reservistenkameradschaft die kleine Gertrud bezeichnet, als er gestern am Volkstrauertag, der in einer zentralen Gedenkfeier vor dem Rathaus begangen wurde, den Versuch unternahm, den Toten ein Gesicht zu geben. Die Reservisten pflegen seit über zehn Jahren das Gräberfeld, auf dem 250 Kriegstote liegen: Deutsche, Russen und Ungarn, Soldaten, Kriegsgefangene und zivile Opfer. Von 235 kennt man die Namen. Fried versucht seit zwei Jahren die Schicksale der Toten zu ergründen, hat Kontakte zu Verwandten geknüpft und erfahren: „Der Schmerz ist noch lange nicht überwunden.“

 

Phillip Bailer stirbt mit 24 Jahren am 6. Juni 1945 im Idsteiner Lazarett. Zuvor war er in amerikanischer Gefangenschaft, im „Feld des Jammers“ an den Rheinwiesen bei Bretzenheim. Man hat ihn, total schwach und abgemagert, nach Idstein gebracht. Sein jüngster Bruder Eugen hat Jörg Fried geschrieben: „Der Verlust von drei Brüdern in diesem sinnlosen Krieg ist mir erst später bewusst geworden. Heute bin ich absoluter Kriegsgegner.“

 

Mit 15 Jahren ist Fritz Pip am 21. Juni 1945 ebenfalls im Idsteiner Lazarett gestorben. Der Hitler-Junge aus St. Vith, war zuvor im gleichen Gefangenenlager wie Bailer, verhungerte dort fast. Beim Nachlass, der später der Familie übergeben wurde, befinden sich ein Adressbuch und einige Kekse, die er sich vom Mund abgespart hatte. Sie sollten für seine jüngste Schwester, die fünfjährige Resi, sein. Noch Jahre bewahrte Resi das Ledermäppchen mit diesen Keksen auf.

 

Getrud, Phillip und Fritz … drei von 250 Toten in Idstein, drei von sieben Millionen deutschen Kriegstoten im Zweiten Weltkrieg, drei von rund 50 Millionen Weltkriegstoten weltweit, drei von geschätzt 185 Millionen Kriegstoten der Konflikte in den vergangenen Jahren.

 

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen macht auch Bürgermeister Gerhard Krum deutlich, dass es beim Volkstrauertag nicht nur um die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges gehe. „Der Tag gehört allen Opfern der Gewalt und mahnt uns, Frieden zu erhalten und die Verantwortung dafür zu übernehmen.“ Um möglichst viele Menschen zu erreichen, habe man die zentrale Gedenkfeier bewusst vom Friedhof auf den König-Adolf-Platz gelegt, wo gestern bei schönem Wetter auch zahlreiche Passanten unterwegs waren.

 

„Mama, was ist hier los?“, fragt ein kleines Mädchen, das mit seiner Mutter Richtung Eisdiele geht. Sie ist vielleicht so alt wie die kleine Gertrud damals.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 17. September 2012

 

Ein Schatz für Jörg Fried

GESCHICHTE Alter Grabstein eines toten Soldaten taucht wieder auf

Jörg Fried recherchiert seit etwas mehr als drei Jahren zu den Toten der Idsteiner Kriegsgräberstätte. Nun ist nach mehr als 56 Jahren nach der Umbettung eines Soldaten aus Hausen v.d.H. nach Idstein der Original-Grabstein wieder aufgetaucht. Für ihn ist das „eine kleine Sensation“.

 

Fried wendet sich bei der Suche nach Informationen zu den Kriegstoten auf dem Friedhof an alle, von denen er sich Hilfe oder Informationen erhofft. Viele Tote sind im Jahr 1956 aus der näheren und weiteren Umgebung nach Idstein umgebettet worden. Hier sollte eine zentrale Kriegsgräberstätte für den Untertaunuskreis entstehen, da in Idstein bedingt durch die Lazarette bereits viele tote Soldaten bestattet waren.

 

So wurde im April 1956 auch der Stabsgefreite Bernhard Quade aus Hausen v.d.H. nach Idstein umgebettet. Leider war es Fried bislang nicht gelungen, etwas über die Todesumstände oder mögliche Verwandte herauszufinden. So hat er im Sommer dieses Jahres den Ortsvorsteher von Hausen v.d.H., Steffen Hahn, angeschrieben in der Hoffnung, dass es vielleicht noch Personen gibt, die sich an den Soldaten Quade erinnern.

 

Bernhard Quade fiel im März bei Rückzugsgefechten nahe Fischbach und wurde an Ort und Stelle begraben. Bald nach dem Krieg wurde er auf den Friedhof in Hausen v.d.H. umgebettet und dort am 1. Mai 1945 beigesetzt - da war der Krieg in Hausen schon zu Ende. Laut Kirchenbuch der Kirchengemeinde Bärstadt (wozu auch Hausen gehört) fand die Beisetzung „unter Anwesenheit der ganzen Gemeinde“ statt. Doch leider blieben die Nachforschungen von Hahn diesbezüglich erfolglos. Doch der Ortsvorsteher hatte eine andere Nachricht: Kurz nach dem Schreiben Frieds wurde bei Aufräumarbeiten in einer Scheune auf einem vermüllten und nicht mehr bewohnten Grundstück in Hausen der Grabstein des Soldaten Quade entdeckt, welcher von 1945 bis 1956 auf dem dortigen Friedhof sein Grab markierte. Hahn war auf Frieds Bitte hin sofort bereit, den Grabstein zu übergeben, zumal, so schrieb er Fried, „ich mir nur schwerlich vorstellen kann, dass der Stein auf legalem Wege in die Scheune gelangt ist“. So gelangte der Grabstein nun vor einigen Tagen zu Fried, dessen besonderer Wunsch wäre, wenn der Grabstein am Rand der Idsteiner Kriegsgräberstätte nahe dem Grab von Bernhard Quade seinen Platz finden würde. „Dieser Grabstein ist ein Zeitzeuge“, sagt Fried. Der Stein enthält weder Dienstgrad noch Geburtsdatum, das war bei der Bestattung noch nicht bekannt. Die Inschrift lautet schlicht: „Hier ruht der Soldat Bernhard Quade, gef. 28.03.1945 i.H.v.d.H.“.

 

Fried: „Für mich ist es, als hätte ich einen Schatz gefunden. Solche Zufälle kann es nicht geben, dass ich den Hausener Ortsvorsteher anschreibe und just zu dieser Zeit der Grabstein wieder auftaucht. Hätte ich auch nur ein halbes Jahr später geschrieben, wäre der Stein wieder irgendwo verschwunden gewesen“.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 28. Oktober 2013

 

Traurige Schicksale unter kleinen Namensplatten

Den Toten ein Gesicht geben / Eine etwas andere Stadtführung

 

Was haben Phillip Bailer, Johann Hornsteiner, Friedrich Welser und Eugen Engel gemeinsam? Ihre Gräber sind auf der Kriegsgräberstätte des Idsteiner Friedhofes zu finden, einem Gräberfeld, auf dem neben einigen Steinkreuzen vor allem kleine Steinplatten im Rasen eingelassen sind, die die Namen von fast 250 Menschen tragen, Opfer des Zweiten Weltkrieges, im Idsteiner Lazarett gestorben oder in der Region zu Tode gekommen.

 

1957 wurde die Gedenkstätte errichtet, mitten auf dem allgemeinen Friedhof, nur von einer Eibenhecke umgeben, ansonsten keineswegs abgeschottet von den übrigen Grabstätten der Idsteiner Familien. Seit 1998 hat die Reservisten-Kameradschaft in Idstein die Pflege der Gräberstätte übernommen – und in diesem Zuge begann sich Jörg Fried, Vorsitzender der Reservisten in Idstein, dafür zu interessieren, was das eigentlich für Menschen waren, die auf diesem Gräberfeld ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Denn es sind auffällig viele Menschen, die nicht aus Idstein kamen, hier begraben.

 

Phillip Bailer wurde 1921 in Steinhilben bei Trochtingen geboren, hatte seinen letzten Wohnsitz in Deutscheinsiedel im Erzgebirge, wo er nach einer Verwundung im Russlandfeldzug Ausbilder war. Von dort aus kam er Ende des Krieges in amerikanische Kriegsgefangenschaft, geriet in das Lager in den Rheinwiesen bei Bretzenheim. Kurz vor dem Verhungern kam er schließlich krank und entkräftet ins Idsteiner Lazarett, wo er starb.

 

Gestorben fern der Heimat

 

Johann Hornsteiner wurde 1918 in Mittenwald geboren. Im März 1945 erlebte er den Einmarsch der Amerikaner nach Lindschied, wo er bei einem Bauern untergekommen war. Eigentlich war der Krieg für ihn schon vorüber, doch das Schicksal wollte es, dass er beim morgendlichen Waschen am Brunnen von einem amerikanischen Soldaten erschossen wurde – warum, ist nicht bekannt, vielleicht nur wegen einer falschen Bewegung.

 

Friedrich Welser stammte aus Niederösterreich, wo er 1913 geboren wurde. Er hat den Weltkrieg an unzähligen Fronten mitgemacht, in Frankreich, Russland und Afrika. Auch er kam in amerikanische Gefangenschaft, danach ins Idsteiner Lazarett, wo er kurz vor Weihnachten 1945 starb.

 

Eugen Engel wurde 1907 in Oberschlesien geboren. Er war Schneidermeister und 1945 in einer Militärschneiderei in Lahnstein tätig. Beim Rückzug vor den anrückenden Amerikanern flüchtete er mit Kameraden in einem Auto. Bei Kemel wurde der Wagen von Fliegern beschossen. Eugen Engel kam ums Leben und wurde in Idstein beerdigt.

 

Seit einiger Zeit bietet der Jörg Fried Führungen an, in denen er von diesen Menschen berichtet. Eine fand am gestrigen Nachmittag statt. Trotz heftigen Regens war eine kleine Schar Interessierter versammelt, um sich erzählen zu lassen, was es auf sich hat mit den Grabstätten.

 

„Das traurigste Grab“

 

Und sie erfuhren schier Unvorstellbares über die Grausamkeit des Krieges, über unendliches Leid und Unrecht, das nicht nur Soldaten einander angetan haben, sondern unter dem auch zahlreiche Zivilisten zu leiden hatten – so wie die sechsjährige Gertrud Elsemüller, die beim großen Wiesbadener Bombenangriff am 28. Juli 1944 mit ihrer Mutter in der Nähe des Hauptbahnhofes unterwegs war und, von einem Granatsplitter getroffen, in den Armen ihrer Mutter verblutete. Auch sie ist in Idstein begraben. „Dies ist das traurigste Grab auf der Gräberstätte“, findet Jörg Fried, der seine Führung über die Gräberstätte auch als Mahnung vor den Schrecken des Krieges versteht.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Haller Kreisblatt, 15. November 2014

 

Wie lebte August Höcker?

Der Borgholzhausener starb im Lazarett in Idstein und wurde dort begraben

 

Borgholzhausen/Idstein im Taunus. Man weiß, wo August Höcker geboren wurde und wo er starb. Begraben ist er auf der sogenannten Kriegsgräberstätte auf dem Idsteiner Friedhof. Nur über die gut 40 Jahre, die zwischen Geburt und Tod von August Höcker liegen, ist wenig bekannt. Jörg Fried aus Idstein möchte das ändern – und setzt dabei auf die Hilfe der Menschen in Borgholzhausen, denn hier wurde August Höcker geboren. „Ich will den Toten hier auf dem Gräberfeld ein Gesicht geben“, sagt er.

 

Soldaten aus allen Teilen der Wehrmacht, einige Opfer von alliierten Luftangriffen, ein paar ungarische Soldaten, russische Kriegsgefangene aus dem Ersten Weltkrieg und auch ein ehemaliger SS-Mann haben dort ihre letzte Ruhestätte gefunden. 1956 wurde dieser Platz auf dem städtischen Friedhof in Idstein eingerichtet. Opfer des Zweiten Weltkriegs aus der gesamten Umgebung wurden hierher umgebettet.

 

Der Grund, warum es August Höcker und viele andere Soldaten in das kleine Taunusstädtchen verschlug, sind die beiden Lazarette, die dort im Zweiten Weltkrieg betrieben wurden. „Bis zum Jahr 1944 wurden die Menschen, die dort verstorben waren, in ihre jeweiligen Heimatorte gebracht und dort beerdigt“, weiß Jörg Fried. Erst der zunehmend ungünstige Verlauf des Krieges erzwang dann, dass die Verstorbenen direkt in Idstein beigesetzt

wurden.

 

Das blieb auch noch einige Monate nach Kriegsende so. In dem Lazarett wurden auch Soldaten behandelt, die in Kriegsgefangenschaft geraten und dort erkrankt waren. Und nicht alle hatten das Glück, diese Erkrankungen

zu überstehen.

 

So wie August Höcker. Er starb am 25. Juni 1945 um 12.30 Uhr im Reservelazarett I in Idstein, wie es der Totenschein festhält. Als Todesursache werden dort die Ruhr, eine Durchfallerkrankung, und starke Unterernährung angegeben. Weiterhin ist dem Totenschein zu entnehmen, dass August Höcker Soldat war, die deutsche Staatsangehörigkeit besaß und am 12. März 1905 in Holtfeld im Kreis Halle geboren wurde.

 

Noch einige Details mehr hat Fried über den Verstorbenen herausfinden können, dessen Tod nicht in den örtlichen Kirchenbüchern verzeichnet ist. August Höcker war ein Sohn des Landwirts Wilhelm Höcker und dessen Ehefrau Frieda Höcker, geborene Walkenhorst, aus dem Ortsteil Cleve. Er hat am 25. Oktober 1929 in Holtfeld eine Frau mit dem Geburtsnamen Frieda Walkenhorst geheiratet, war vor seiner Soldatenzeit als Hilfsschlosser tätig und wohnte offenbar in Steinhagen.

 

„Ich versuche, mit den Nachfahren der Verstorbenen Kontakt aufzunehmen, um mehr über die Toten zu erfahren. Über das Internet suche ich nach Menschen mit dem passenden Nachnamen und schreibe sie dann an“, erklärt Jörg Fried. So kam auch der Kontakt zu Rita und Heinz-Dieter Höcker zustande, die in Borgholzhausen-Bahnhof wohnen.

 

Er habe auf seine Bitte nach Informationen immer freundliche Reaktionen bekommen, sagt Fried. So wie von Familie Höcker aus Borgholzhausen – obwohl sie ihm überhaupt nicht helfen können. Heinz-Dieter Höcker stammt aus einer seit Generationen in Herford beheimateten Familie und kam durch seine Frau, die als Rita Küven geboren wurde, nach Borgholzhausen.

 

Trotzdem sind auch die Höckers aus Borgholzhausen interessiert an diesem Namensvetter. Unter Tel. (0 54 25) 64 22 können Menschen, die etwas über August Höcker wissen, mit ihnen in Verbindung treten. Sie leiten die Informationen dann an Jörg Fried weiter. „Ich biete regelmäßig Führungen über das Gräberfeld an“, sagt er. Nach seiner Erfahrung wird der Schrecken des Krieges lebendiger, wenn die Menschen erfahren können, wie die Toten einst gelebt haben.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 28. März 2015

 

Zweiter Weltkrieg: Am 28. März vor 70 Jahren retten drei mutige Bürger Idstein vor der Zerstörung durch US-Streitkräfte

Im Krieg gibt es mutige Menschen, die durch ihren riskanten Einsatz versuchen, noch mehr Blutvergießen zu verhindern. Zu diesen Menschen gehören der Idsteiner Arbeiter Albert Kaus, Arzt Dr. Paul Cohaus und Kaufmann Hoefner. Das Trio bewahrte durch seinen Mut Idstein vor der Zerstörung durch die anrückenden amerikanischen Streikräfte 1945 – genau am heutigen 28. März vor 70 Jahren. Das ist den Aufzeichnungen des damaligen Idsteiner Pfarrers Boecker zu entnehmen.

 

Bereits am 27. März 1945 standen die amerikanischen Panzer auf der Autobahn bei Idstein. Sie hatten bei Remagen den Rhein überschritten. Einen Tag zuvor hatte die Deutsche Wehrmacht drei Reichsbahn-Lokomotiven auf dem Idsteiner Bahnhof gesprengt, damit sie nicht in die Hände der Amerikaner fallen. Der stellvertretende Bürgermeister Zimpelmann forderte, Idstein bis zur letzten Türschwelle zu verteidigen oder an allen vier Ecken in Brand zu setzen. Versprengte deutsche Truppen zogen hastig aus der Stadt hinaus in Richtung Feldberg. Vor dem Idsteiner Rathaus hielt ein Panzer der Waffen-SS. Junge und alte Idsteiner wurden gezwungen, im Tiergarten Gräben auszuheben und Panzersperren zu bauen. Die Amerikaner schickten Aufklärungsflugzeuge, um die Lage in Idstein beurteilen zu können. Es sah nach weiterem sinnlosen Morden und Zerstören aus. Viele Idsteiner waren deshalb aus der Stadt in den Wald zum alten Badeweiher geflohen.

 

Es kam anders: Am 28. März 1945 schossen die US-Streikräfte mehrere Granaten als Warnung über die Stadt und forderten per Lautsprecher von der Autobahn her, dass Idstein deutlich zeigen sollte, dass die Stadt kapituliere. Die zündende Idee hatte in dieser Situation der Talwirt Hermann Guckes. Er schlug vor, eine große weiße Fahne aus dem Hexenturm zu hängen. Dafür stiftete er ein weißes Tischtuch und ließ es mit Reißnägeln an einer langen Holzstange befestigen. Das Problem: Wer traute sich, die Fahne am Hexenturm aufzuhängen? Denn dort waren noch SS-Verbände anzutreffen. Albert Kaus übernahm die riskante Aufgabe, hängte die Fahne auf, wurde danach sofort von der SS als Landesverräter bezichtigt und einem Standgericht zugeführt. Albert Kaus hatte großes Glück: Der befehlende Offizier ließ den Idsteiner vor dem Hintergrund des verlorenen Krieges gehen.

 

Um ganz sicher zu gehen, dass die Amerikaner erkennen, dass Idstein ohne einen Schuss übergeben wird, machten sich zwei Parlamentäre ebenfalls mit weißen Fahnen auf – und fuhren mit einem Sanitätsauto den US-Streitkräften entgegen: Der Arzt Paul Cohaus und Kaufmann Hoefner. Sie machten den Amerikanern klar, dass sie in Idstein auf keinen Widerstand treffen würden.

 

Parlamentär und Panzer

 

Um 11.30 Uhr war es am 28. März soweit: Die ersten amerikanischen Panzer rasselten durch die Idsteiner Straßen. Auf dem ersten Panzer saß Kaufmann Hoefner – quasi als Kugelfang. Die deutschen Truppen und die Nazi-Funktionäre hatten sich bereits abgesetzt. Die Wehrmacht wollte das weitere Vorrücken der US-Truppen durch Sprengung der Theißtalbrücke verzögern. Hier verhinderte ein Niedernhausener die Katastrophe: Er verwahrte die Schlüssel zu den Sprengkammern und machte sich mit ihnen aus dem Staub. Die Brücke blieb intakt und wurde nicht in die Luft gejagt wie die bei Limburg. Die in Idstein eingerückten Amerikaner quartierten Bürger in der sogenannten Neustadt aus und zogen dort selber ein. Die Idsteiner Lazarette quollen über: Kalmenhof, Schloss und alle Schulen waren mit verwundeten Soldaten und Zivilisten überfüllt. Idstein war Lazarettstadt. Ihre Kommandantur richteten die US-Streitkräfte in einem Haus in der Bahnhofstraße ein. Der Krieg war für Idstein beendet.

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 18. April 2015

 

Idsteiner Pestalozzi-Schülerinnen forschen über Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg

Geschichte finden sie spannend. Aber dass sie auch so anstrengend und berührend sein kann, haben sie sich nicht vorstellen können. Die beiden Schülerinnen des Pestalozzi-Gymnasiums, Aila Christ und Silvia Prosser, machen beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten mit und haben unter dem Motto „Anders sein. Außenseiter in der Geschichte“ das Schicksal von Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg beleuchtet. Die Idee entstand im Geschichtsunterricht bei Christian Klein im Rahmen des Projekts „Inside Idstein – Outside School“, dann folgten mehrere Monate harte Recherchearbeit nach dem Unterricht und am Wochenende.

 

„Unsere Freundschaft ist gewachsen“, sind sich die beiden Idsteinerinnen einig. Und über sich selbst hinaus gewachsen sind sie auch. „Wir haben unsere Grenzen überschritten“, sagt Aila (13). „Und wir haben bei allen Höhen und Tiefen nicht aufgegeben“, ergänzt Silvia (14). Das Augenmerk ihrer Arbeit liegt auf sowjetischen und französischen Kriegsgefangenen in Deutschland und auf deutschen Gefangenen in der Sowjetunion und in Frankreich. Im Mittelpunkt stehen Zeitzeugen-Berichte, was nicht nur naheliegend ist, da sie in der Familie und im Bekanntenkreis selbst von Zeitzeugen wussten. Ihnen war früh klar, dass ein Thema über Menschen in der Außenseiter-Rolle am ehesten über persönliche Erfahrungen transportiert werden kann, und so die Leser ihrer Arbeit auch im Herzen erreicht. Gleichwohl kamen sie um umfangreiches Quellenstudium in Archiven, Internet und Büchereien nicht herum.

 

Besonders berührt haben sie die Gespräche mit den Menschen, die von Berufs wegen, infolge ihres Ehrenamtes oder persönlich mit dem Schicksal von Kriegsgefangenen zu tun hatten. Gespräche mit dem Großvater, bei denen auch unangenehme Themen aus der Vergangenheit nicht ausgeklammert wurden, waren für Aila nichts Neues, etwas mehr Überwindung hat es die beiden gekostet, für sie unbekannte Menschen zu kontaktieren. Unter anderem waren sie bei Christel Lentz vom Geschichtsverein und Claudia Niemann vom Stadtarchiv.

 

Große Unterstützung

 

Große Unterstützung wurde ihnen von Jörg Fried, Experte in Sache Kriegsgräberfriedhof, zuteil. Auf der Kriegsgräberstätte in Idstein sind auch russische Kriegsgefangene bestattet. Als Fried die fertige Arbeit überreicht bekommt, ist er begeistert. „Eine tolle Sache! Das Thema ,Kriegsgefangene’ ist bei so jungen Menschen wirklich außergewöhnlich.“

 

Aber nicht immer sind Aila und Silvia auf offene Türen gestoßen. Bei Anfragen in Altersheimen bekamen sie auch zu hören, dass sie doch eigentlich viel zu jung für dieses Kapitel der Geschichte seien.

 

Tatsächlich ist ihnen das tragische Ausmaß ihres Themas erst im Laufe der Arbeit bewusst geworden. Nach der Gefangenschaft ging das Leid weiter, Kriegsgefangene waren auch nach der Rückkehr in ihre Heimat noch Außenseiter, wurden mitunter als Verräter dargestellt. Das Leben nicht nur der direkt Betroffenen, auch das ganzer Familien und folgender Generationen wurde stark beeinflusst. „Mit dem Ende der Gefangenschaft endeten zwar die körperlichen Qualen, die harte Arbeit und die schlechte Versorgung, das Trauma endet aber nie.“

 

Zu jung für dieses Thema haben sich die Schülerinnen nicht gefühlt. Sie haben vielmehr eine klare Botschaft: „Wir wollen einen kleinen Beitrag gegen das Vergessen leisten.“

 

zurück zum Seitenanfang

 

Beschreibung: Beschreibung: Beschreibung: werbul1d Idsteiner Zeitung, 20. November 2018

 

Idsteiner gedenken auf dem Kriegsgräberfriedhof der Opfer

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg gedenken die Idsteiner Bürger der Opfer, die auf dem Kriegsgräberfriedhof begraben sind.

 

100 Jahre sind seit dem Ende des Ersten Weltkrieges vergangen. Unzählige Opfer fielen diesem und folgenden Kriegen zum Opfer, unter ihnen sind nicht nur junge Soldaten, sondern auch viele Zivilisten. Einige Kriegsopfer sind auch auf dem Idsteiner Friedhof begraben. „Lichter gegen das Vergessen“ heißt die diesjährige Aktion der Reservistenkameradschaft Idstein, mit der die Mitglieder den Toten gedenken wollen: „Wir möchten mit dieser Aktion ein Zeichen für den Frieden setzten“, erklärt der Vorsitzende der Reservistenkameradschaft, Andreas Heidler.

 

250 Kerzen leuchten auf den Grabstätten

 

Dazu zündeten die Anwesenden auf jedem Kriegsgrab eine Kerze an – rund 250 Stück leuchteten am Ende auf und regten so zum Nachdenken, auch über das aktuelle Weltgeschehen, an. „Die Kriegsgräberstädte ist ein Ort der Trauer, aber auch ein Mahnmal“, so Bürgermeister Christian Herfurth (CDU), der die Schirmherrschaft dieser Aktion übernahm. „Eines, das uns an die unfassbaren Folgen von Kriegen erinnert. An Zerstörung, an Tod, an Verzweiflung und Trauer.“ Herfurth rief zudem auf, auch in Zukunft den Opfern zu gedenken. Es liege in unserer Verantwortung, die Gräber dieses Kriegsgräberfriedhofes, auf dem sowohl deutsche, russische als auch unbekannte Soldaten und einige Zivilisten beigesetzt wurden, dauerhaft in Ehren zu halten. Gedacht wurde auch den Bundeswehrsoldaten, die in diesem und in den letzten Jahren gefallen sind. Als abschließend das Lied „Der gute Kamerad“ gespielt wurde, das auch heute noch bei Beerdigungen von Soldaten gespielt wird, hatten die Anwesenden noch einmal die Gelegenheit, in sich zu gehen.

 

So heißt es in dem Lied: „Kann dir die Hand nicht geben, bleib du im ewigen Leben, mein guter Kamerad!“ Eine Zeile, die auch an all diejenigen erinnert, die nicht selbst umgekommen sind, jedoch das Leid und den Tod ihrer Kameraden oder Zivilisten gesehen haben.

 

Gedenken auch an eigene Familienangehörige

 

Mit dem Gedenken an die Opfer ist oft auch ein Gedanke an eigene Familienangehörige verbunden. Es ist keine Seltenheit, dass die eigene Familiengeschichte durch den Krieg geprägt ist. „Eine Liste zum Ersten Weltkrieg, die im Idsteiner Stadtarchiv liegt, zählt die Namen von 96 Gefallenen aus Idstein“, berichtet der Bürgermeister trauernd. „Meist ist uns nicht einmal bekannt, wo sie ihr Grab gefunden haben.“

 

Herfurth könne sich nicht vorstellen, wie es den hinterbliebenen Angehörigen, den Müttern, Ehefrauen und Kindern dabei ergangen sein muss. „Da erscheint die Vorstellung, dass irgendwo an einem unbekannten Ort jemand eine Kerze aufstellt oder ein paar Blumen ablegt für den gefallenen Sohn, Ehemann, Vater, Bruder, Schwager oder den Großvater, den man vielleicht nie kennengelernt hat, sehr tröstlich.“

 

zurück zum Seitenanfang