Pip, Friedrich Karl Paul
Dienstgrad : Hitlerjunge Nationalität : deutsch Geburtsdatum : 13.10.1929 Geburtsort : St. Vith (Belgien) Todesdatum : 21.6.1945, 1:45 Uhr Todesort : Idstein, Reservelazarett II Todesursache : nicht operierte Appendizitis, eitrige Peridontitis |
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Eintrag des Sterbefalls im Standesamt: StA Idstein, Nr. 45/1945
Lage auf dem Friedhof in
Block : 13 Reihe : 1 Grab : 2
Letzte Einheit :
Kontakt zu Angehörigen vorhanden
Friedrich Karl Paul – genannt Fritz – wurde am 22.6.1945 katholisch beerdigt.
Fritz wurde in St. Vith in Belgien geboren. Bis zum Ende des 1. Weltkrieges waren diese Gebiete deutsch, danach kamen sie unter belgische Verwaltung. Für die Deutschen in diesen Gebieten gab es die Möglichkeit, gegen eine jährliche Zahlung an den belgischen Staat die deutsche Staatsbürgerschaft zu behalten und dennoch in Belgien wohnen zu dürfen. Dafür entschied sich Fritz’ Vater Heinrich (*1898). Er ging nach Düsseldorf und machte dort eine Schlosserlehre. Hier lernte er Margarete, geb. Sauerborn, kennen, die aus Treis an der Mosel stammte. Nach seiner Lehre ging Heinrich zusammen mit Margarete nach St.Vith zurück, wo beide 1927 heirateten. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Heinrich Pip den elterlichen Betrieb – Landwirtschaft und Fuhrunternehmen.
Fritz kam als erstes Kind zur Welt, nach ihm gab es noch drei Schwestern, die jüngste wurde 1939 geboren. 1940 besetzte Deutschland Belgien, die belgischen Ostkantone wurden wieder deutsch. Alle Männer wurden sofort zur Wehrmacht eingezogen – so auch Fritz’ Vater -, die Jugendlichen kamen zur Hitlerjugend oder zum Bund deutscher Mädels.
Fritz war mit seinen 11 Jahren der Mann im Haus, er war der große Bruder. Er ging auf das Gymnasium und paukte fleißig Latein. Außerdem war er ein eifriger Messdiener. Und er war wie viele Jugendliche gerne bei der HJ, fand das, was dort gemacht wurde, spannend, genoss die Zeit mit den anderen Jungs – und wurde natürlich ideologisch geprägt und beeinflusst. Im September 1944 wurde St. Vith evakuiert, Vater Heinrich brachte die Familie an die Mosel zu Verwandten der Mutter, bevor er zurück zu seiner Einheit musste. Fritz überredete die Mutter, weiter nach Hannoversch-Münden zu gehen, wohin die meisten Einwohner aus St. Vith geflohen waren.
Dort wurde Fritz dann auch im März 1945 von der SS abgeholt und zur Musterung gebracht. Seine jüngste Schwester Resi hat mir dazu geschrieben:
„Unser Bruder, der ein schlimmes Geschwür im Nacken hatte, wurde nach eingehender Untersuchung durch den Sanitätsarzt nach Hause geschickt mit den Worten: "Junge, geh' nach Hause zu Deiner Mutter!". Von Fanatik besessen, wie es zu dieser Zeit viele waren, rannte er aber dem Transporter hinterher und seine Freunde – viele aus St. Vith – zogen ihn auf den Lastwagen. Er rief noch "Ich will Großdeutschland retten!". Er wollte helfen, den Krieg zu gewinnen, aber er kam nicht wieder.“
Soweit die Worte seiner Schwester. Fritz kam in Gefangenschaft und wurde in die Gefangenenlager in den Rheinwiesen gebracht, wo er fast verhungerte. Von dort wurde er ins Idsteiner Lazarett gebracht und starb hier. Seinen Nachlass übergab man seiner Familie, deren Adresse sich in einem kleinen Adressbuch befand. Bei diesem Adressbuch befanden sich auch einige Kekse, die sich Fritz trotz seines Hungers vom Mund abgespart hatte. Sie sollten für seine jüngste Schwester, die fünfjährige Resi sein, damit sie nicht hungern müsse. Noch Jahre bewahrte Resi das Ledermäppchen mit diesen Keksen auf.
Der Vater wurde nach dem Krieg in Belgien angeklagt, weil er in der Wehrmacht gedient hatte.