(Informationen u.a. aus der Drucksache 296/2006 der Stadt Idstein)
Die Kriegsgräberstätte auf dem Idsteiner Friedhof ist nicht die einzige Gedenkstätte für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Folgende Gedenk- bzw. Erinnerungsstätten gibt es noch in Idstein (die Reihenfolge beschreibt nicht deren Bedeutung):
1. Gedenkstätte am Amtsgericht
2. Gedenkstätte der A.H.V. der ehemaligen Staatsbauschule
4. Gedenkstätte in der Unionskirche Idstein
5. Gedenkstätte der Heimatvertriebenen
1. Gedenkstätte auf der Gerichtswiese
am Amtsgericht
Im Gegensatz zu den benachbarten Ortschaften gab es in Idstein bis zu Beginn der 1940-er Jahre kein Denkmal für die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges 1870/71 oder des Ersten Weltkrieges. Zwar beschäftigten sich die Stadtväter auch schon in den 1920-er Jahren mit der Errichtung eines Denkmals (s. auch è Gedenkstätte in der Unionskirche), aber greifbare Planungen gab es nicht. Erst 1937 gab es konkrete Ideen und auch ein Modell für eine Gedenkstätte zwischen Rathaus und Schloss ( è Idsteiner Zeitung vom 13.11.1937).
Dieses Ehrenmal kam jedoch nicht zur Ausführung. Stattdessen plante man bereits 1938 ein Ehrenmal vor dem Idsteiner Amtsgericht, welches 1941 fertiggestellt war. Dieses Ehrenmal wurde als Gedenkstätte für die Opfer des Ersten Weltkriegs nach einem Entwurf des Wiesbadener Bildhauers Carl Wilhelm Bierbrauer in Kreuzheimer Muschelkalk errichtet.
Es bestand aus einer allegorischen Figurengruppe, darstellend einen "nackten, auf das rechte Knie gesunkenen Kämpfer mit blankem Schwert in der rechten Hand und hinter ihm eine sich dort bergende Frau mit Kleinkind auf dem Arm, die den Schwertarm des Kämpfers umklammert hält". Beide – Mann und Frau – blickten nach Osten, das Kind barg sein Gesicht in der Halsbeuge der Mutter. Davor angeordnet war ein (und ist noch heute) mit Quarzitplatten ausgelegter Aufmarschplatz, dahinterliegend ein "Ehrenhain" aus rasterförmig angeordneten, beschnittenen Platanen, der sich bis zur Magdeburgstraße erstreckte.
1945 ordnete der amerikanische Stadtkommandant die Entfernung der Skulpturen auf dem heute noch vorhandenen Sockel an, die von der Steinmetzfirma Link in tagelanger Arbeit in kleinste Teilchen zertrümmert wurde. Stattdessen wurde in der Folgezeit auf dem Sockel eine metallene Opferschale montiert.
Auf der Vorderseite befand sich eine Inschrift. Diese lautete "Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen" und stammt aus dem Gedicht "Soldatenabschied von Heinrich Lersch aus dem Jahr 1914. Das komplette Gedicht lautet
Lass mich gehen, Mutter, lass mich gehen!
All das Weinen kann uns nichts mehr nützen,
denn wir gehen, das Vaterland zu schützen!
Lass mich gehen, Mutter, lass mich gehen!
Deinen letzten Gruß will ich vom Mund Dir küssen:
Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen.
Der Vers war flankiert von einem Hakenkreuz und einem Eisernen Kreuz. Auf der Rückseite befanden sich die Worte "Den toten Helden". Beide Inschriften wurden entfernt, auf der Vorderseite wurde stattdessen die Inschrift "Unseren Toten" angebracht.
Um 1980 wurde die Opferschale entfernt und zur Kriegsgräberstätte auf dem Idsteiner Friedhof gebracht, aber schon 1990 kehrte sie zurück auf den Sockel vor dem Amtsgericht. Links und rechts des Blocks wurden zwei Säuleneichen gepflanzt.
2. Gedenkstätte der A.H.V. der
ehemaligen Staatsbauschule
In der Grünfläche der oberen Bahnhofstraße steht das Ehrenmal der "Altherrenverbände der Bauschule" mit der Widmungsinschrift "Unseren Toten". Es diente – und dient noch heute – dem Totengedenken der studentischen Verbindungen. Das Denkmal wurde in der zweiten Hälfte der 1920-er Jahre errichtet und bei seiner Einweihung feierlich in die dauernde Obhut der Stadt Idstein übernommen
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Auf dem Gelände des ehemaligen Anstaltsfriedhofes des Kalmenhofes erinnert seit 1987 eine kleine Gedenkstätte an die Menschen, die 1941 bis 1945 den nationalsozialistischen Verbrechen des sogenannten "Euthanasieprogrammes" zum Opfer fielen.
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4. Gedenkstätte in der Unionskirche
In Ermangelung eines Denkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges schuf der Idsteiner Künstler Ernst Töpfer in den 1920-er Jahren eine Kohlezeichnung für den Idsteiner Kriegerverein. Sie zeigt das Idsteiner Wappen mit Lorbeerkranz und Trauerflor auf einem Sockel mit der Inschrift "Dem Andenken der 1914 – 1918 im Kriege gefallenen Helden der Stadt Idstein". Diese Zeichnung fand ihren Platz im Rathaussaal, flankiert von zwei Tafeln mit den Namen der gefallenen Idsteiner – natürlich auch derer jüdischen Glaubens. Anlässlich der Weihe der Gedächtnisglocke in der Unionskirche am 2. Juni 1927 wurde die Zeichnung mit den Tafeln in der Unionskirche auf der Treppe zum Altar aufgestellt und geschmückt. Anscheinend verblieben das Bild und die Tafeln nach dieser Feier in der Kirche, wo sie am hinteren Ausgang aufgehängt wurden. Bemerkenswert ist, dass die Namenslisten auch während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft und der Judenverfolgung ihren Platz in der Unionskirche hatten. Es traute sich wohl niemand, die Liste abzuhängen oder die Namen der jüdischen Soldaten zu streichen. Bei der Renovierung der Unionskirche 1957 wurden die Zeichnung Töpfers und die Listen abgehängt und galten als verschollen, bis sie in den 1990-er Jahren auf dem Dachboden der Unionskirche wieder entdeckt wurden. Liebevoll restauriert haben sie heute wieder ihren Platz in der Kirche.
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5. Gedenkstätte der
Heimatvertriebenen
Das Denkmal der Heimatvertriebenen hatte seinen ursprünglichen Standort im Idsteiner Tiergarten nahe der Lore-Bauer-Halle. Da das Denkmal immer wieder durch Vandalismus zerstört wurde, wurde es 1989 in den ehemaligen "Ehrenhain" hinter dem Denkmal auf der Gerichtswiese verlegt. Es trägt von links nach rechts folgende Wappen
· Südostdeutsche
· Pommern
· Sudetenland
· Schlesien
· Ost- und Westpreußen
sowie die Inschrift "Den Toten unserer unvergessenen Heimat". Außer am Volkstrauertag gedenken die Vertriebenen hier auch jährlich am 4. März den Märzgefallenen von 1919.
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